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IÖW relativiert Wirtschaftsfaktor Braunkohle: Erneuerbare Energien für Regionalökonomie wichtiger

Berlin, 16. Dezember 2013 – Trotz Energiewende wird in Brandenburg über die Erweiterung des Braunkohletagebaus nachgedacht. Zu diesen Plänen hat das Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) nun Stellung bezogen – das Fazit: Die Ausweitung des Tagebaus Welzow-Süd in den Jahren 2027-2042 ist nicht nur ökologisch bedenklich sondern auch wirtschaftlich für Brandenburg weniger rentabel als eine klare Entscheidung zugunsten eines intensiveren Ausbaus der erneuerbaren Energien. Diesen Standpunkt präsentierte IÖW-Energieexpertin Dr. Julika Weiß am 10. Dezember 2013 auf dem bis in diese Woche verlängerten „Erörterungstermin zu den Einwendungen aus dem zweiten Beteiligungsverfahren zum Braunkohlenplan“ in Cottbus, an dem sie als Sachverständige teilnahm, um zu den Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten der Vorhaben Stellung zu beziehen.

Mehr Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien als durch Braunkohle

Prognosen für das Jahr 2030 zeigen, dass selbst beim Neubau eines Braunkohlekraftwerks mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) in Brandenburg weniger als 4.000 Beschäftigte direkt in der Braunkohlewirtschaft zu erwarten sind, wohingegen die Zahl der Arbeitsplätze in der Erneuerbare-Energien-Branche nach Szenarien des IÖW von 11.500 im Jahr 2010 auf über 19.000 Beschäftigte anwachsen könnte. Noch deutlicher zeigen sich die Vorteile der erneuerbaren Energien beim Vergleich der Steuereinnahmen von Land und Kommunen. So sind nach den für die Energiestrategie 2030 entwickelten Szenarien nur maximal 17 Mio. Euro Steuereinnahmen aus der Braunkohlewirtschaft zu erwarten. Dagegen können die erneuerbaren Energien nach den Szenarien des IÖW dem Land und den Kommunen im Jahr 2030 Steuereinnahmen von bis zu 190 Mio. Euro einbringen.

IÖW-Berechnungen relativieren wirtschaftliche Bedeutung der Braunkohle für Brandenburg

Allein in der Region Lausitz-Spreewald können laut Regionalem Energiekonzept durch die erneuerbaren Energien 2030 Steuereinnahmen in Höhe von 46 Mio. Euro erzielt werden. Dieser Wert ist bereits dreimal so hoch wie die fiskalischen Einnahmen aus der Braunkohlewirtschaft.

Insgesamt zeigt  sich, dass sowohl bzgl. der Zahl der Arbeitsplätze als auch der Steuereinnahmen der Zuwachs aus den erneuerbaren Energien bis 2030 die heutigen wirtschaftlichen Effekte der Braunkohle in Brandenburg übersteigt. Julika Weiß: „Damit kann der Aussage des Braunkohlenplans widersprochen werden, dass die Braunkohleindustrie für Brandenburg ein Wirtschaftsfaktor ist, der ‚für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes auch langfristig dringend notwendig bleibt‘.“

Festhalten an Braunkohle gefährdet positive Wirtschaftseffekte der Energiewende

Im Gegenteil sind die positiven wirtschaftlichen Effekte der erneuerbaren Energien bei einem Festhalten an der Braunkohlewirtschaft gefährdet, so eine zentrale Kritik des IÖW in seiner Stellungnahme, denn es bestehen Nutzungskonkurrenzen zwischen diesen beiden Energieträgern. Zentrales Problem dabei ist, dass die Braunkohlekraftwerke schlecht regelbar sind, stets mindestens mit halber Last fahren und kaum an die fluktuierenden erneuerbaren Energien angepasst werden können. Nach Szenarien des IÖW könnten die erneuerbaren Energien bis 2030 fast die dreifache Menge des in Brandenburg nachgefragten Stroms produzieren. Damit verschärft sich die Frage nach einem weiteren Ausbau der Stromnetze. Konkurrenzen zwischen Braunkohle und Erneuerbaren bestehen aber auch im Hinblick auf Investitionsmittel, Forschungsgelder und möglicherweise Arbeitskräfte. So prognostiziert etwa eine Studie der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) zukünftig in Brandenburg einen Fachkräftemangel in der Energiewirtschaft.

Klare Linie gefragt – Zweigleisig auf Erneuerbare und Braunkohle zu setzen nicht sinnvoll

„Der Umbau zu einem erneuerbaren Energiesystem hat bereits heute hohe ökonomische Bedeutung für Brandenburg und die Lausitz, die sich noch weiter ausbauen lässt“, so Weiß. „Dafür ist aber eine klare Entscheidung für ein zukünftiges erneuerbares Energiesystem notwendig, da mittel- bis langfristig der Ausbau erneuerbarer Energien parallel zu den bestehenden Braunkohlekraftwerken nicht sinnvoll ist.“

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Pressekontakt:

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Richard Harnisch
Tel.: 030/884594-16
richard.harnisch(at)ioew.de

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung.
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