Liebe Leser*innen,

das Jahresende möchten wir nutzen, Ihnen herzlich dafür zu danken, dass Sie an der sozial-ökologischen Transformation mitwirken. Vielleicht fühlen Sie sich auch manchmal isoliert und entmutigt, wenn Spaltung und Konflikte die Nachrichten beherrschen? Doch das Engagement für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ist beeindruckend groß und in den letzten Jahren stark zusammengewachsen. In Projekten wie „Engage“ und „Zukunft? Jugend fragen!“ haben wir diese Dynamik erforscht und unterstützt.

Dieses Engagement macht uns Mut – genau wie die handfesten Anregungen für Politik und Wirtschaft, die wir in Reallaboren und Analysen herausarbeiten. Ein paar Highlights unserer Forschung des Jahres 2022 – und die Gesichter, die dahinterstehen – entdecken Sie in diesem vorweihnachtlichen Newsletter.

Danke für Ihre Arbeit und danke für jeden Link, den Sie an Interessierte weiterleiten, fürs Mitdenken, Mitmachen und Feedbacken.

Rutschen Sie positiv und inspiriert ins neue Jahr!



Ihr


Richard Harnisch
Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Danke – für bürgerschaftliches Engagement

Zukunft? Jugend fragen! Junge Menschen wollen stärker einbezogen werden

Über 80 Prozent der befragten Jugendlichen finden Umwelt- und Klimaschutz wichtig und fordern, dass die Politik bei Klimafragen mehr auf die Jugend hören soll. Das zeigt die repräsentative Studie „Zukunft? Jugend fragen! – 2021“, für die das IÖW, Zebralog und die Holzhauerei im Auftrag des Umweltbundesamts und des Bundesumweltministeriums mehr als 1.000 Jugendliche befragten.

Studienautorin Vivian Frick: „Die 14- bis 22-Jährigen sind alles andere als politikverdrossen. Viele junge Menschen identifizieren sich mit der Klimabewegung und sind davon überzeugt, dass sie mit ihrem Engagement für den Umwelt- und Klimaschutz viel erreichen können.“

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Energy Sharing: Bürger*innen können die Energiewende beschleunigen

Beim Energy Sharing schließen sich Menschen in „Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften“ zusammen: Sie erzeugen regional ihren eigenen Wind- und Solarstrom, den sie vor Ort in einem Umkreis von 25 Kilometern selbst nutzen.

„Wenn Bürger*innen an der Energiewende selbst teilhaben, können sie zu einer tragenden Säule für den Ausbau erneuerbarer Energien und damit für den Klimaschutz werden. Damit könnten 42 Prozent des Zubaus, den sich die Bundesregierung bis 2030 als Ziel gesetzt hat, durch Beteiligung der Bürger*innen finanziert werden", sagt Energiewendeexpertin Astrid Aretz. 

Im Auftrag vom Bündnis Bürgerenergie hat das IÖW das Potenzial dieses Modells untersucht: In ganz Deutschland gibt es geeignete Standorte, sodass sich mehr als 90 Prozent der Bürger*innen beteiligen könnten.

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Engagement für nachhaltiges Gemeinwohl

„Angesichts der sozialen und ökologischen Krisen ist es nötig, den ‚traditionellen‘ Gemeinwohlbegriff inhaltlich, zeitlich und räumlich zu erweitern. Nachhaltiges Gemeinwohl entsteht dann, wenn ökologische Leitplanken berücksichtigt und die Interessen des globalen Südens sowie zukünftiger Generationen einbezogen werden“, sagt Helen Sharp, Expertin für zivilgesellschaftliches Engagement.

Im BMBF-Projekt „Engage“ hat das Projektteam untersucht, unter welchen Bedingungen verschiedene zivilgesellschaftliche Engagement- und politische Beteiligungsprozesse zu einem solchen „nachhaltigem Gemeinwohl“ beitragen. Zentral ist, dass die verschiedenen Formate und Prozesse demokratisch und inklusiv gestaltet werden. Hierbei müssen unterschiedliche Interessen, Kompetenzen sowie Wissens- und Machtasymmetrien beachtet werden. Zudem ist es wichtig, Selbstwirksamkeitserfahrungen und den sozialen Zusammenhalt in Gruppen aktiv zu fördern. Zivilgesellschaftlichen Initiativen, Verbänden oder Gruppen empfehlen die Forschenden, mehr innovative Kooperationen über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen und soziale Fragen mit ökologischen Themen zu verbinden. 

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Danke – für kreatives Unternehmertum

Kreislauffähige Textilien entwickelt

Um die Textilwende einzuleiten, muss die Branche kreislauffähig werden. Gewerbliche Textilien wie Berufsbekleidung können dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. In dem BMBF-Vorhaben „DiTex“ erprobten Forschung und Textilindustrie unter Leitung des IÖW den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft am Beispiel von Poloshirts, Businesshemden und Bettwäsche:

Christina Vogel: „Wir haben nicht nur theoretisch geforscht, sondern in der Praxis getestet, was es braucht, um möglichst nachhaltige und ressourcenschonende Textilien zu produzieren. Die im Projekt entwickelten Produkte sind langlebig und recycelbar, das heißt, die Fasern lassen sich zu neuen Textilien verarbeiten.“

Weiterlesen | ► Fact Sheets zu gewerblichen Textilien | Christina Vogel im DiTex-Imagefilm

So finden Unternehmen die nachhaltigste Produktverpackung

„Das Aufkommen von Verpackungen, das oft damit einhergehende Littering und der damit verbundene CO2-Ausstoß werden sich nur verringern, wenn Unternehmen ihre Verpackungslösungen optimieren. Das kann für sie auch ein Wettbewerbsvorteil sein – denn vielen Verbraucher*innen liegt die Umwelt am Herzen“, sagt Umweltökonom Frieder Rubik vom IÖW.

Doch Unternehmen sind sich oft unsicher, wie eine Verpackungsumstellung in Richtung Nachhaltigkeit gelingen kann, denn die Anforderungen der Kundschaft und der Geschäftspartner sind vielfältig. Unterstützung bieten zwei Leitfäden vom IÖW und vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). Im Projekt „Innoredux“, das vom BMBF im Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ gefördert wurde, untersuchten die Forschenden Verpackungen unter anderem für Lebensmittel und Drogerieprodukte und diskutierten die Ergebnisse mit den im Vorhaben beteiligten Praxispartnern, insbesondere Unternehmen.

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Unternehmen in der Verantwortung: Effizienzgewinne der Umwelt zurückgeben

Wenn Unternehmen ihren Rohstoff- oder Energieverbrauch senken, kann es zu Rebound-Effekten kommen: Eingesparte Gelder oder Materialien werden eingesetzt, um mehr oder neue ressourcenintensive Produkte herzustellen, sodass Umwelt und Klima insgesamt nicht ausreichend entlastet werden.

„Es führt kein Weg daran vorbei: Die Unternehmensstrategie muss stärker an der Reduktion des absoluten Verbrauchs ausgerichtet werden“, fordert Patrick Schöpflin, Unternehmensexperte beim IÖW. 

Unternehmen können dem Problem proaktiv begegnen, indem sie ein ganzheitliches Management von Energie- und Materialeffizienz anstreben, Effizienzgewinne ermitteln, analysieren und mögliche Folgen auswerten. Die erreichten Kosteneinsparungen sollten in weitere, ambitionierte Umwelt- und Effizienzmaßnahmen investiert werden. Das empfiehlt das Forschungsprojekt „Ganzheitliches Management von Energie- und Ressourceneffizienz in Unternehmen“.

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Danke – für mutige Entscheidungen in Verwaltung und Politik

Klimaneutral heizen: So schaffen Städte die Wärmewende

Die voranschreitende Klimakrise, der Krieg in der Ukraine, die damit verbundenen Unsicherheiten und Preissteigerungen – es gibt viele Gründe, bei der Wärmeversorgung schnellstmöglich aus Öl und Erdgas auszusteigen. Gefördert vom BMBF entwickelte das IÖW im Projekt Urbane Wärmewende gemeinsam mit Praxispartnern und Vertreter*innen der Berliner Senats- und Bezirksverwaltung Empfehlungen für Länder, Städte, Kommunen und Quartiersmanager*innen:

„Städte sollten alternative Wärmequellen wie Abwasserwärme konsequent erschließen, sie sollten öffentliche Gebäude auf erneuerbare Wärme umrüsten und Quartierswärmenetze bilden sowie auch in Milieuschutzgebieten mithilfe von Fördermitteln ambitioniert energetisch sanieren, damit Warmmieten bezahlbar bleiben“, empfiehlt Wärmewende-Expertin Elisa Dunkelberg.

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Gesellschaftliche Leistungen des Stadtgrüns sichtbar machen

Von Augsburg bis Wuppertal wünscht sich die Stadtbevölkerung mehr Bäume, mehr naturnahe Grünflächen, begrünte Wege und Dächer, wie eine repräsentative Befragung des IÖW zeigt. Um diesen Bedarf zu decken, brauchen Grünflächenämter gute Argumente, denn die Flächenkonkurrenz steigt und die Gelder für die Grünpflege sind oft knapp bemessen. Das BMBF-Projekt „Stadtgrün wertschätzen“ entwickelte ein Tool, das zeigt, wie viel Grün eine Stadt bereits hat und wie sich eine Zu- oder Abnahme auswirken würde  – etwa auf das Stadtklima, den Wasserrückhalt bei Starkregen und die Aufenthaltsqualität.

Jesko Hirschfeld, Volkswirt am IÖW: „Maßnahmen zur Steigerung des Grünanteils erbringen für die Bevölkerung in den Städten einen jährlichen Nutzen, der einem Euro-Wert in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe entspricht. Unser Onlinetool macht diesen Mehrwert mit wenigen Klicks sichtbar.“ 


► Mehr Informationen | ► Zum Onlinetool

Wie können Kommunen im Kohlerevier Lausitz von der Energiewende profitieren?

Etwa ein Drittel der jährlich geförderten Braunkohle in Deutschland stammt aus der Lausitz und die Region steht vor einem umfassenden Strukturwandel. Hoffnung macht das Projekt „DecarbLau“: Hier zeigen das IÖW und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), dass die Energiewende der Lausitz zahlreiche Arbeitsplätze und Steuereinnahmen bescheren kann. 2040 könnte die Region mit Energiewende-Technologien fast eine halbe Milliarde Euro pro Jahr erwirtschaften. Dafür müssen jedoch Kommunen, Bürger*innen und regionale Betriebe stärker beim Ausbau erneuerbarer Energien einbezogen werden.

„Die stärkere Beteiligung der Standortkommunen ist ein wichtiger Hebel. Ihre Möglichkeiten für finanzielle Beteiligungen an Erneuerbare-Energie-Anlagen und ihre planerische Beteiligung müssen dringend gefördert werden“, so IÖW-Energieexperte Bernd Hirschl. „Außerdem müssen in allen Bereichen verstärkt regionale Betriebe eingebunden werden. Dafür braucht die Lausitz eine Fachkräfteoffensive.“

► Weiterlesen | ► Zur Studie

Bits & Bäume: Nachhaltige Digitalisierung fördern

In Zeiten von Klima-, Energie- und staatlicher Vertrauenskrise sollten digitale Technologien vor allem dem sozial-ökologischen Wandel dienen, anstatt den Energie- und Ressourcenverbrauch anzuheizen. Wie das erreicht werden kann, diskutierten über 2.500 Teilnehmende auf der Konferenz „Bits & Bäume“ vom 30. September bis 2. Oktober 2022 in Berlin. Auf der Abschlussveranstaltung stellten 13 Organisationen aus Umwelt,- Klima- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft, ihre Forderungen an die Politik vor. 

Friederike Rohde, Digitalisierungsexpertin am IÖW: „Wir haben auf der Konferenz viel darüber gesprochen, wie wir demokratische Kontrolle und Gestaltungsmacht über den digitalen Raum, der so viele Lebensbereiche durchzieht, zurückgewinnen. Wir fordern, dass partizipative und kooperative Organisationsformen des Wirtschaftens gefördert werden.“ 

Politische Forderungen der „Bits & Bäume“ 2022 | Videos der Konferenzbeiträge

 

Klare Prioritäten bei der Förderung der Wasserstoffwirtschaft

Wasserstoff ist ein zentraler Baustein der Energiewende – aber kein Allheilmittel. Forschende vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit und vom IÖW warnen vor falschen Hoffnungen. Ohne klare Priorisierung bei der Förderung von Forschung und Wirtschaft drohen Fehlentwicklungen, die einen nachhaltigen Einsatz von Wasserstoff gefährden und bessere Alternativen verdrängen könnten: 

„In der Stahlherstellung, als Langzeit-Energiespeicher und als Rohstoff für Raffinerien und die Chemieindustrie ist Wasserstoff nach heutigem Stand der Technik unverzichtbar, um die Klimaziele zu erreichen. In anderen Bereichen sollten energetisch und kostenmäßig effizientere Lösungen bevorzugt werden“, so Florian Kern, Forschungsfeldleiter „Umweltökonomie und Umweltpolitik“ am IÖW.

► Weiterlesen | ► Impulspapier „Wasserstoff sparsam einsetzen“

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Redaktion: Richard Harnisch, Antonia Sladek

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