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Aktive Mobilität: Forschungsgruppe untersucht, wie eine gesunde Verkehrswende gelingt

Mitglieder der Forschungsgruppe AMBER von links nach rechts: Karsten Valerius, Vivian Frick, Jan Keller, Siiri Tunn und Christina Klusch. Foto: privat.

Mehr Radfahren, zu Fuß gehen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren: Aktive Mobilität fördert nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die eigene Gesundheit. Doch wie gelingt der Umstieg im Alltag? Und was bedeuten zunehmende Wetterextreme wie Hitzewellen fürs Radeln und Spazieren? In der Nachwuchsgruppe AMBER untersucht ein interdisziplinäres Forschungsteam, wie sich eine aktive Mobilität auf die Gesundheit und den Klimawandel auswirkt – unter heutigen Bedingungen und in zukünftigen Szenarien. Durch einen Citizen-Science-Ansatz fließen auch Erfahrungen von Bürger*innen ein. Das fünfjährige Projekt unter Leitung des Gesundheitspsychologen Dr. Jan Keller von der Freien Universität Berlin und der Umwelt- und Sozialpsychologin Dr. Vivian Frick vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt über 2,3 Millionen Euro gefördert.

„Häufiges Sitzen prägt den Alltag vieler Menschen, gerade in Städten. Bewegungsmangel steht mit Rückenschmerzen und vielen chronischen Erkrankungen in Zusammenhang – hier kann aktive Mobilität ein hervorragender Ausgleich sein“, so Dr. Jan Keller, Gesundheitspsychologe an der Freien Universität Berlin und Co-Leiter des Projekts. „Wir müssen aber auch Gesundheitsrisiken durch Luftverschmutzung des motorisierten Verkehrs besser verstehen, um sie wirksam zu reduzieren. Außerdem stellt sich die Frage, wie Angebote für Bürger*innen – beispielsweise Bike-Sharing – in Städten an künftige klimatische Bedingungen angepasst werden können.“ Ziel des interdisziplinären Forschungsprojektes AMBER ist es, den Wandel in Richtung aktiver Mobilität zu untersuchen und Synergieeffekte für das Gesundheitswesen und den Klimaschutz zu bewerten.

Citizen Science: Per App die eigene Mobilität erforschen und verstehen

Kern der empirischen Untersuchung der Nachwuchsgruppe werden Citizen-Science-Studien sein, in denen Bürger*innen selbst zu ihrer Mobilität, ihrer Gesundheit und Klimaauswirkungen unter heutigen sowie künftigen Klimabedingungen forschen. „Die teilnehmenden Bürger*innen werden ihre alltäglichen Wege in der Stadt durch eine App aufzeichnen lassen und lernen dabei die Ausmaße der Luftverschmutzung und Lärmbelastung für verschiedene Wege und Tageszeiten kennen“, sagt Dr. Jan Keller. So sollen einerseits über eine App Daten für Klimaszenarien gesammelt werden und andererseits Transformationsprozesse angestoßen werden.

Welche Akteure helfen beim Umstieg?

Über die Verkehrswende wird emotional diskutiert. Auto gegen Fahrrad – diese Streitlinie prägte etwa den Berliner Wahlkampf. Das Forschungsprojekt AMBER will mit seinen partizipativen Forschungsmethoden dazu beitragen, dass diese verschiedenen Perspektiven näher zusammenrücken. Denn für eine demokratische und sozial gerechte Mobilitätswende muss das Wissen und das Bewusstsein zu Klimawandel und Gesundheitsrisiken, aber auch die Möglichkeiten für Engagement und Beteiligung in der Gesellschaft, gestärkt werden, wie Umweltpsychologin Dr. Vivian Frick vom IÖW, Co-Leiterin des Projekts, erklärt. „Wir zielen nicht nur darauf ab, das private Mobilitätsverhalten von Individuen zu untersuchen. Vielmehr wollen wir gemeinsam mit den Bürger*innen erforschen, welche gesellschaftlichen Faktoren sowie politischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen einen Umstieg auf Fahrrad, Bahn und Co. ermöglichen und erleichtern. So sollen die Bürger*innen dazu ermächtigt werden, sich selbst für eine gerechte Mobilitätswende einzusetzen.“

Hierfür arbeiten die Forschenden mit verschiedenen Akteuren zusammen, die für den Wandel entscheidend sind. „Unternehmen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Kommunen können zur Mobilitätswende beitragen. Manche Arbeitgeber bieten zum Beispiel statt Firmenwagen ein Jobticket und sichere Fahrradstellplätze an. In der Nachwuchsgruppe untersuchen wir, welche Maßnahmen aktive Mobilität erfolgreich fördern und wie sie sich langfristig etablieren lassen“, so Frick.

Inter- und Transdisziplinarität: Forschung aus verschiedenen Disziplinen mit der Praxis verbinden

AMBER steht für „Active mobility for maintained benefits of health and environment“, sprich: Aktive Mobilität zur Förderung von Gesundheit und Umweltschutz. In der Nachwuchsgruppe ergänzen sich Kompetenzen aus der Gesundheits- und Umweltpsychologie, dem Bereich Public Health, der Meteorologie und dem Nachhaltigkeitsmanagement. In einem transdisziplinären Forschungsdesign arbeitet die Nachwuchsgruppe eng mit Praxispartnern zusammen. Ein internationaler wissenschaftlicher Beirat unterstützt das Forschungsteam.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bietet mit den Nachwuchsgruppen herausragenden jungen Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, selbstständig zu forschen und eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. Neben AMBER werden im Förderprogramm „Globaler Wandel: Klima, Umwelt und Gesundheit“ derzeit zehn weitere Nachwuchsgruppen gefördert.

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