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Heizen: Weniger energiebewusst am Arbeitsplatz

Bildquelle: CC0/ Pixabay.com

Studien zeigen, dass nach energetischen Sanierungen oft weniger Heizenergie eingespart wird als erwartet. Denn: die Nutzer/innen verhalten sich nach der Sanierung nicht so energiebewusst wie erhofft. Für Wohngebäude wurde dieser sogenannte „Rebound-Effekt“ bereits nachgewiesen. Erstmals untersuchte nun eine Studie, wie es sich bei Büro- und Verwaltungsgebäuden verhält. Sie zeigt, dass ein energiebewusstes Verhalten der Nutzer/innen noch wichtiger ist als in Wohngebäuden, um Energie zu sparen. Allerdings müssen insbesondere auch die Bedarfswerte besser berechnet und Verbräuche genauer erfasst werden. Den Bericht „Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/Bundesliegenschaften“ haben das IÖW, die BTU Cottbus-Senftenberg und die RWTH Aachen im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erstellt.

Nutzer/innenverhalten vor Sanierung bisher kaum erforscht

Die Bundesregierung plant mit dem „Sanierungsfahrplan Bundesbauten“ den Wärmebedarf der Bundesbauten um 20 Prozent gegenüber 2010 zu reduzieren. Die bisher zur Abschätzung der Einsparungen verwendeten Bedarfswerte führen jedoch möglicherweise dazu, dass überschätzt wird, wie viel Energie nach der Sanierung tatsächlich eingespart werden kann. Da sich Rebound-Effekte negativ auf die Effektivität und Wirtschaftlichkeit von Sanierungsmaßnahmen auswirken, müssen sie bereits bei der Sanierungsplanung berücksichtigt werden.

Bisher fehlten allerdings Studien zum Energieverbrauch und zum Nutzer/innenverhalten vor der Sanierung. „Um überprüfen zu können, ob Nutzer/innen nach einer Sanierung anders lüften und heizen, ist es natürlich auch wichtig ihr Verhalten vor einer Sanierung zu kennen“, so Studienleiterin Julika Weiß vom IÖW. „In älteren Wohngebäuden liegt der Energieverbrauch vor Sanierungen meist unter dem berechneten Energiebedarf, nach einer Sanierung dagegen eher darüber. Erklärt wird dies damit, dass viele weniger heizen, wenn sie wissen, dass der Verbrauch hoch ist. Hinterher aufgrund der gesunkenen Kosten dafür umso mehr“, führt Weiß aus.

Wärmeverbrauch in Bundesliegenschaften vor Sanierung oft geringer als berechnete Bedarfswerte

Diese sogenannten „Prebound-Effekte“, also, dass Nutzer/innen bei schlechten Energiewerten in Gebäuden weniger Energie verbrauchen als erwartet, konnte auch in acht untersuchten Bundesliegenschaften wie etwa dem Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt, einer Stuttgarter Kaserne oder dem Hauptzollamt Nürnberg festgestellt werden. Das überraschte vor allem daher, da das Verhalten der Nutzer/innen insgesamt eher wenig energieeffizient war: Oft wurde mit aufgedrehter Heizung gelüftet und die Nutzer/innen drehten die Heizung beim Verlassen des Hauses nicht herunter. Auch geöffnete Türen in Bürogebäuden erhöhten den Energiebedarf. Trotz ähnlichem Verhalten der Nutzer/innen in allen Gebäuden, war die Höhe der berechneten Prebound-Effekte allerdings recht unterschiedlich.

Wie lässt sich das erklären? Die Untersuchungen zeigen zwei Faktoren: Die Bedarfsberechnungen scheinen grundsätzlich eher zu höheren Werten zu führen als der tatsächliche Verbrauch. Und die Ergebnisse der Bedarfsberechnungen unterscheiden sich erheblich, je nachdem welche Annahmen zu Nutzungsbedingungen, Zonierungen, Anlagentechnik, etc. getroffen werden. Dies führt dazu, dass die Bedarfswerte teilweise stark vom tatsächlichen Verbrauch abweichen. Hinzu kommt, dass die Bedarfsberechnungen in der Regel einmalig erfolgen, ihnen aber mehrjährige Verbrauchswerte gegenübergestellt werden. Es ist also wichtig, sowohl die Bedarfswerte genauer zu berechnen und die Verbräuche exakter zu erfassen, um die Einspareffekte von energetischen Sanierungen zu erfassen. Und die Nutzer/innen sollten dazu motiviert werden, sich auch im Büro energiebewusst zu verhalten.

Nutzer erhoffen von Gebäudesanierung mehr Hitzeschutz im Sommer

Aus Sicht der Nutzer/innen stellt trotz des teilweise schlechten energetischen Zustands der Gebäude die Raumtemperatur im Winter nur selten ein Problem dar, wie Befragungen zeigten. Akuter sind Hitzewellen im Sommer: Selbst bei vorhandenen Außenjalousien sind viele Nutzer/innen unzufrieden mit den Möglichkeiten zur Hitzeregulierung. Dazu kommt in einigen Fällen, dass eine laute Straße vom Lüften abhält. Von einer zukünftigen Sanierung erhoffen sich die Nutzer/innen deshalb vor allem eine Verbesserung des sommerlichen Hitzeschutzes.

Der Abschlussbericht ist im Projekt „Zukunft Bau: Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/Bundesliegenschaften“ erschienen. Darin untersuchten Forscher/innen unter Leitung des IÖW den energetischen Zustand und das Nutzerverhalten in Büro- und Verwaltungsgebäuden vor einer energetischen Sanierung. Das Forschungsvorhaben wurde vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Rahmen der Initiative Zukunft Bau des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert.

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<link projekt zukunft_bau_quantifizierung_von_rebound_effekten_bei_der_energetischen_sanierung_von_nichtwohngebaeuden_bundesliegenschaften>Mehr Informationen zum Projekt

Download Abschlussbericht: „Quantifizierung von Rebound-Effekten bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden/Bundesliegenschaften“ (pdf; 1,74 MB)

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