Soziale Innovationen für nachhaltigen Konsum – etwa Umsonstläden, Wohnungstausch oder Carsharing – können zur Ressourcenschonung beitragen und soziale Teilhabe verbessern. Wie beliebt solche Ansätze in der Bevölkerung sind und welche von ihnen besonders effektiv Ressourcen sparen wird in Deutschland jedoch bislang nicht systematisch erfasst. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) haben mit Förderung durch das Bundesforschungsministerium (BMBF) nun erstmals ein Monitoringkonzept entwickelt, das zeigt, wie die Wirkung und Verbreitung sozialer Innovationen für nachhaltigen Konsum erfasst werden könnten.
Das Projekt „Folgenabschätzung und Verbreitungspotenziale von Sozialen Innovationen für nachhaltigen Konsum (FoSInKo)“ erarbeitete ein Methoden-Set, um Formate wie Food Coops, Verleihstationen oder nachbarschaftliches Teilen besser zu erforschen: Zur Wirkungsmessung in den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie entwickelte das Team eine Systematik aus Haupt- und Teilwirkungen sowie Indikatoren. Zur Erhebung der Verbreitung wurde zudem ein Fragebogen erstellt.
Nachhaltigen Konsum gezielter fördern
Allein über den technologischen Fortschritt kann Deutschland seinen Ressourcenverbrauch nicht ausreichend reduzieren. Das BMBF will deshalb technologische und soziale Innovationen gleichermaßen fördern: Im September 2023 beschloss das Bundeskabinett dazu die „Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen“. Sie sieht vor, die Wirkung sozialer Innovationen systematisch zu erfassen und dafür Indikatoren zu entwickeln. Für den Teilbereich nachhaltigen Konsum legen Forschende von IÖW und IZT jetzt einen Vorschlag vor, wie künftige Forschungsprojekte ein solches Monitoring umsetzen könnten.
„Ein langfristiges Monitoring würde helfen, soziale Innovationen und ihr Potenzial für einen nachhaltigeren Konsum sowie ihre Veränderung über die Zeit genauer zu verstehen“, erklärt Dr. Julia Fülling vom IÖW. „Zum einen empfehlen wir regelmäßige Umfragen, die zeigen, wie offen Verbraucher*innen für Repair Cafés, Solidarische Landwirtschaft oder weitere innovative Formate sind. Zum anderen braucht es Erhebungen dazu, welche ökologischen, sozialen und ökonomischen Wirkungen mit den jeweiligen Innovationen einhergehen.“ Auf dieser Basis könnte die Politik besser entscheiden, welche Formate besonders gefördert werden sollten.
Um die Wirkung abzubilden, empfiehlt das Projekt einen Mix aus quantitativen und qualitativen Methoden: Die Forschung sollte etwa bei Repair Cafés nicht nur die Zahl der Veranstaltungen erheben, sondern auch Teilnehmende befragen, ob sie neue Kontakte oder neues Wissen gewonnen haben. So werden auch immaterielle Leistungen der Initiativen sichtbar. Um solche Dynamiken verstehen zu können, sollte das entwickelte Monitoringkonzept regelmäßig durchgeführt werden.
Wie profitieren Initiativen von einem Monitoring?
Nicht nur Forschung und Politik, sondern auch die untersuchten Initiativen sollten von den Ergebnissen profitieren. Das Projekt hat daher Feedback zum Monitoringkonzept eingeholt – von Initiativen wie einer Food Coop, dem Verein Circular Berlin und mehreren Anbietern für Solidarische Landwirtschaft.
Carlotta Harms vom IÖW betont: „Das Monitoring würde sichtbar machen, was die Arbeit dieser Initiativen für die Nachhaltigkeit in Deutschland bewirkt. Gleichzeitig bekämen sie Impulse, wie sie ihre Leistungen und Angebote für Nutzer*innen verbessern könnten.“
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