„Parks und Gärten erbringen vielseitige Leistungen, die unsere Städte lebenswerter machen“, betont Dr. Malte Welling (IÖW) bei der Eröffnung der GartenLeistungen-Abschlusstagung am 11. Oktober 2024. Die Teilnehmenden diskutierten über aktuelle Zahlen zum Wert des urbanen Grüns und über praxisnahe Ansätze, um diesen hohen Wert trotz Flächenkonkurrenz und Klimawandelfolgen zu erhalten. Die Veranstaltung in der Stadtwerkstatt Berlin war ein gelungener Abschluss für das Projekt, das über zwei Phasen insgesamt fünf Jahre vom Bundesforschungsministerium im Programm „Ressourceneffiziente Stadtquartiere“ gefördert wurde.
Hohe Wertschätzung der Bevölkerung vs. geringe Grünflächen-Budgets
Das Projekt führte repräsentative Umfragen in Berlin, Frankfurt a. M., Leipzig und Stuttgart durch. Umweltökonom Professor Jesko Hirschfeld (IÖW): „Solche Umfragen zeigen immer wieder einen enormen Nutzen und Stellenwert von Stadtgrün für die Bevölkerung. Wenn man das ins Verhältnis zu den Budgets für Grünflächenämter setzt, dann gibt es in vielen Städten ein Missverhältnis.“ GartenLeistungen bewertete daher den gesellschaftlichen Nutzen einiger Gärten und Parks, um Kommunen gute, fundierte Argumente für Investitionen in Grünflächen zu geben.
Renate Friedrich (Grünflächenamt Frankfurt am Main) lobt die entstandenen Factsheets: „Für uns sind die Materialien sehr hilfreich, sowohl in Ausschusssitzungen als auch am Bauzaun zur Information für Bürgerinnen und Bürger. Die Zahlen lassen sich zudem auf andere Beispiele übertragen und geben eine gute Orientierung.“
Investitionen in Parks lohnen sich
Gemeinsam mit Tobias Möllney (IÖW) präsentierte Renate Friedrich das Beispiel des Günthersburgparks: Die geplante Erweiterung um 2,5 ha wird den gesellschaftlichen Nutzen des Parks um über 700.000 Euro jährlich steigern – auf dann insgesamt 6,8 Millionen Euro pro Jahr. Starkregenaufnahme, Luftqualität und Klimaschutz, vor allem aber der Freizeit- und Erholungswert fließen hier ein.
Doch wie können Parks auch in Zukunft unter zunehmendem Hitzestress und Nutzungsdruck diese Leistung erbringen? „Von den 4.500 Bäumen in der Hasenheide sind nur noch die Hälfte gesund“, so Andreas Luczynski vom Bezirksamt Berlin-Neukölln. Die Maßnahmen, die der Bezirk im Projekt Klimaresiliente Hasenheide umsetzt, können Vorbild für weitere Städte sein: Es geht zum Beispiel um eine angepasste Baumauswahl und darum Regenwasser im Park zu halten. Schon 2022 erbrachte der Volkspark Hasenheide einen gesellschaftlichen Nutzen von 3,4 Millionen Euro jährlich, der durch die Maßnahmen weiter steigen wird.
Kleingärten können sich stärker für die Nachbarschaft öffnen
Nicole Wilkens (Stadt Leipzig) und Tobias Möllney zeigten im Vergleich der Kleingartenanlagen „Kultur“ und „Selbsthilfe 316“: Wenn sich die Vereine für die Nachbarschaft öffnen, etwa durch kostenfreie Angebote zur Umweltbildung, können sie ihren gesellschaftlichen Nutzen maßgeblich erhöhen – vor allem in dicht besiedelten Quartieren.
Maria Julius (TGP Landschaftsarchitekten BDLA) sieht Kleingartenvereine als Orte zum Mitreden und Mitentscheiden. Um sich für neue Ideen zu öffnen und voneinander zu lernen, sei zusätzlich eine Kombination mit Gemeinschaftsgärten vielversprechend.Petra Holtappel, GALK-Vizepräsidentin, stimmt zu: Als Gartenamtsleiterin in Kiel startet sie bald ein Pilotprojekt, um Kleingärten zu öffnen und mit Gemeinschaftsgärten zu kombinieren.
Den Wert von Gemeinschaftsgärten anerkennen
Dr. Christa Müller (anstiftung) beschreibt Gemeinschaftsgärten als vielfältige, kreative, inkludierende, empowernde Orte in Städten. Oft werten die Garteninitiativen ungenutzte Brachen auf. Doch: Einen Standort zu finden und langfristig zu sichern, kann ein jahrelanges Ringen mit der Stadtverwaltung erfordern, wie das Himmelbeet-Kollektiv in seinem Vortrag problematisiert.
Wie also können Kommunen Gemeinschaftsgärten stärker unterstützen? Laura Kleemann und Ksenija Zujeva stellen Strategien aus Stuttgart vor: Die Stadt bietet eine feste Kontaktstelle für Gemeinschaftsgärten und hat ein vorbildliches Förderprogramm für Urbane Gärten.
Auch von Berlin können sich andere Städte etwas abgucken, ergänzt Toni Karge von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Das Berliner Gemeinschaftsgartenprogramm geht das Thema erstmals in dieser Komplexität strategisch an. Es war und ist eine sehr erfolgreiche Kooperation zwischen der Zivilgesellschaft und dem Land Berlin, lobt er.
Konkrete Module zur Klimaanpassung
Ob im Park, Garten oder auf dem Schulhof – mit den von der Technischen Universität Berlin entwickelten Modulen lässt sich an vielen Orten die wassersensible Stadt umsetzen. Grit Bürgow erarbeitete in Kooperation mit verschiedenen Akteuren Lösungen, um Regen- oder Grauwasser aufzufangen und besser zu nutzen. So entstanden Prototypen für kühlende Schilfbeete und vertikale Salat-Türme.
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