Quartiere spielen eine zentrale Rolle für die sozial-ökologische Transformation. Bei der hybriden Fachtagung „Umwelt im Quartier – Ansätze für die Verbesserung von Umwelt- und Lebensqualität in Bestandsquartieren“ am 14. November 2024 stellte das Projektteam von „Umwelt im Quartier“ seine Broschüre vor, die sich an Fachleute aus Stadtverwaltung und Planungsbüros richtet. Das vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) geleitete Projekt versammelt in der Publikation Ergebnisse und aktuelle Fallbeispiele aus drei Jahren Forschung. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmenden der Fachtagung Ansätze zur Aktivierung von öffentlichen sowie privaten Akteur*innen und strategische Handlungsempfehlungen. Das Projekt wurde vom Umweltbundesamt (UBA) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMUV) gefördert.
Strategische Ansätze und Praxisbeispiele für Bestandsquartiere
Die Broschüre „Umwelt im Quartier. Lebenswert und resilient – wie Bestandsquartiere nachhaltig transformiert werden können“ zeigt Impulse für die nachhaltige Transformation von Bestandsquartieren. Silke Leuschner vom Stadtentwicklungsamt Eberswalde veranschaulichte dies auf der Fachtagung am Fallbeispiel des Brandenburgischen Viertels in Eberswalde, wo die blau-grüne Infrastruktur mithilfe einer wassersensiblen Stadtentwicklung revitalisiert wird – etwa durch Entsiegelung, Entwässerungsmulden und Versickerungsbecken. Das Motto: Wassermanagement nach dem Prinzip der Schwammstadt. Laut Silke Leuschner versickern durch diese Maßnahmen bereits 50 Prozent mehr Wasser vor Ort, das entlastet Entwässerungssysteme und stärkt die grüne Infrastruktur.
Auch eine strategische Herangehensweise für die Umnutzung von Straßenflächen und die Begrünung von Freiflächen sowie Gebäuden spielen eine entscheidende Rolle. Robert Riechel vom Projektpartner Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) hob hervor, dass eine erfolgreiche Transformation thematische Integration, kooperative Planungsansätze sowie eine frühzeitige und weitreichende Partizipation erfordert.
Transformation geht nur gemeinsam
Die Bedeutung der Integration von Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Akteuren als Schlüsselfaktor der Transformation betonte Lothar Gröschel vom Projektpartner Gröschel Branding. Der Experte für Kommunikation und Nachhaltigkeit unterstrich dies anhand der Pilotaktionstage des Projekts, an denen etwa Quartiersspaziergänge, Klimatreffs mit Frühstück oder Informationsveranstaltungen zum Mieterstrommodell veranstaltet wurden.
Weitere Impulse aus den am Projekt beteiligten Quartieren lieferte etwa Birgit Schmidt vom Quartiersmanagement Leipziger Tor aus Dessau. Sie berichtete: Durch aktive Beteiligung verschiedener zivilgesellschaftlicher Akteure und Bewohner*innen des Quartiers an den Aktionstagen wurde deutlich, wie solche Formate die Vernetzung vor Ort fördern und neue Projektideen ermöglichen.
Luisa Stevens vom Förderprogramm „Soziale Stadt – WAT bewegen“ berichtete gemeinsam mit Yan Ugodnikov vom Verein „Forum Gemeinsam für Integration“ von einem Aktionstag in Bochum-Wattenscheidt, der sich auf die Verbindung von Umwelt- und Integrationsthemen im Rahmen der sozial-ökologischen Transformation konzentrierte. Das Ergebnis: Nur durch die Einbindung der Bewohner*innen und zivilgesellschaftlichen Akteure können nachhaltige Veränderungen gelingen, sodass die Lebensqualität in Quartieren steigt.
Die Erkenntnisse aus den Fallbeispielen und den Aktionstagen fasst Projektleiterin Alexandra Dehnhardt (IÖW) zusammen: „Transformation ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der nicht nur integriertes, sektorübergreifendes Handeln in der Verwaltung, sondern auch die Einbindung von privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren notwendig ist, um die Umwelt- und Lebensqualität in Quartieren zu verbessern“, erklärt sie.
Nachhaltigkeit als kommunale Herausforderung
Die nachhaltige Entwicklung von Quartieren erfordert auch eine umfassende Transformation auf kommunaler Ebene. Die Stadtplanerin Andrea Hartz präsentierte die Idee einer grünen und klimaangepassten Stadt. Unter anderem stellte sie Handlungsfelder vor, die in der sozial-ökologischen Transformation betrachtet werden müssen. Der Schwerpunkt liege laut Hartz hierbei auf einer multifunktionalen Grün- und Freiraumversorgung.
Maic Verbücheln (Difu) stellte das Konzept der Kreislaufstadt vor, das Effizienz, Suffizienz und Konsistenz miteinander kombiniert. Der sektorübergreifende Ansatz erfordert daher eine enge Zusammenarbeit und den ständigen Austausch von kommunaler Verwaltung, Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft. Ziel ist, Netzwerke und Strukturen zur vereinfachten Zusammenarbeit aufzubauen sowie natürliche Ressourcen zu schützen, Energie einzusparen und eine erhöhte Resilienz urbaner Räume zu erreichen – das kann die lokale Wirtschaft stärken.
Ina Schulze von der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt lenkte zuletzt den Blick auf Abfallvermeidung und ressourcenschonende Alternativen, die auch innerhalb der Zivilgesellschaft umzusetzen sind. Anhand verschiedener Konzepte von Gebrauchtwarenläden verdeutlicht sie, wie Wiederverwertung auch gesellschaftlich verankert werden kann.
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