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Soziale Nachhaltigkeit in der Umweltpolitik: Vorbedingung oder eigenständiges Ziel?

Ökologie, Wirtschaft und Soziales: Wer kennt sie nicht, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit? Die Dreiteilung hat das Verständnis von Nachhaltigkeit seit Jahrzehnten geprägt. Zwischen der sozialen und ökologischen Dimension gibt es komplexe Beziehungen, die etwa bei Energiearmut oder bei gesundheitlichen Folgen der autogerechten Verkehrspolitik zutage treten. Wie konzeptualisiert die Wissenschaft solche sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit? Welche Definitionen haben sich durchgesetzt? Einen Überblick über die wissenschaftliche Debatte gibt der Arbeitsbericht „Neue Allianzen für Nachhaltigkeitspolitik – Systematisierung der sozialen Dimension von Umweltpolitik“. Die Literaturstudie zeigt zudem, wie soziale Nachhaltigkeit in drei umweltpolitischen Anwendungsfeldern diskutiert wird: in der Politikfolgenabschätzung, der Energie- und der Verkehrspolitik. Der Bericht vom IÖW und vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) entstand im Auftrag des Umweltbundesamts.

Soziale Dimensionen stärker in den Fokus rücken

Spätestens seit dem Brundtlandbericht (1987) und der Agenda 21 (1992) hat sich im politischen und wissenschaftlichen Diskurs die Auffassung durchgesetzt, dass ein umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit nicht ohne die soziale Dimension auskommt, so der retrospektive Einstieg der Studienautor*innen. Doch welche Kriterien im sozialen Bereich werden damit verbunden?

Die Literaturstudie zeigt, dass soziale Nachhaltigkeit in wissenschaftlichen Studien sehr unterschiedlich konkretisiert und erhoben wird. Hilfreich ist es daher, zwischen prozeduralen und substanziellen Zugängen zu unterscheiden. Die substanzielle Konzeption interpretiert soziale Nachhaltigkeit als eine der drei Dimensionen mit eigenen Zielsetzungen. Demgegenüber stellt die prozedurale Konzeption die Frage, welche gesellschaftlichen Grundvoraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung erforderlich sind. Hier wird soziale Nachhaltigkeit also als Voraussetzung für ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit konzipiert. 

Welche Rolle spielen diese unterschiedlichen Konzeptionen in der wissenschaftlichen Literatur über Umweltpolitik? Das untersucht der Bericht beispielhaft an den Handlungsfeldern Energie und Verkehr. Sie zeigen, dass dort vor allem Aspekte der Teilhabe aufgegriffen werden, etwa die Energie- und die Mobilitätsarmut. Hier wird also die substanzielle Konzeption sozialer Nachhaltigkeit zu Grunde gelegt. „Armut“ solle durch den Zugang zu Energie und Mobilität überwunden werden, so die Grundannahme. Dabei werden jedoch die Strukturen, die zu kontinuierlich zunehmenden Mobilitätsanforderungen führen, nicht hinreichend adressiert. 

Wie neue Bündnisse Sozial- und Umweltpolitik zusammendenken können

Das Projekt „Neue Allianzen für Nachhaltigkeitspolitik“ untersuchte im Auftrag des Umweltbundesamts, wie neue zivilgesellschaftliche Bündnisse eine sozial gerechte Transformation mitgestalten können und wie die Politik solche Kollaborationen zwischen Gewerkschaften, Umwelt-, Sozial- und Wohlfahrtsverbänden fördern kann. Mehr Informationen und Ergebnisse gibt es in der Broschüre „Neue Allianzen für sozial-ökologische Transformationen“ und in der Studie „Potenziale, Hemmnisse und Perspektiven neuer Allianzen für sozial-ökologische Transformationen“

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Zur Studie:

Helen Sharp, Ulrich Petschow, Pauline Riousset, Klaus Jacob, Anna-Lena Guske, Nick Holzberg (2021): Neue Allianzen für Nachhaltigkeitspolitik: Systematisierung der sozialen Dimension von Umweltpolitik.
Forschungsbericht, 63 Seiten
Download (PDF, 866 KB)

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