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Vermeintlicher Heilsbringer? Handreichungen zu nachhaltiger und gerechter Ausgestaltung einer Bioökonomie veröffentlicht

Die Bioökonomie gilt für viele Akteure in Politik und Wirtschaft als Hoffnungsträgerin für eine nachhaltige Wirtschaftsweise, weg von fossilen Rohstoffen. Jedoch kann sie bei einer zunehmenden Nutzung von biologischen Ressourcen in einem wachstumsbasierten Wirtschaftssystem ökologische und soziale Probleme verschärfen. Dies gilt vor allem mit Blick auf die planetaren Grenzen und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs). Ein Informationsblatt sowie drei 2-seitige Infosheets, welche im Projekt „Perspektivwechsel Bioökonomie“ vom IÖW und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herausgegeben wurden, setzen sich kritisch mit der Frage auseinander, wie eine nachhaltige und gerechte Bioökonomie aussehen kann. Das Projekt wird im „Wissenschaftsjahr 2020/2021 – Bioökonomie“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Label Bioökonomie allein reicht nicht

Die Bioökonomie erzeugt und nutzt biologische Ressourcen und Systeme, um Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren bereitzustellen. Dazu zählen zum Beispiel Bau- und Dämmstoffe pflanzlicher Herkunft, Biogas aus der Vergärung von Biomasse, oder eine Vielfalt von biotechnologischen Verwertungsoptionen in verschiedenen Wirtschaftssektoren. Bioökonomie kann zu einem nachhaltigeren Wirtschaften beitragen, da sie auf nachwachsende Rohstoffe zurückgreift. Sie ist aber nicht per se nachhaltig. Aktuell richten sich Bemühungen zur Stärkung der Bioökonomie auf Wachstum und Effizienz, die durch technologische Innovationen nach dem Vorbild der Natur erreicht werden sollen. Diese sogenannte wissensbasierte Bioökonomie verliert allerdings den Blick dafür, dass fossile nicht einfach durch biobasierte Stoffe ersetzt werden können. Die Folge sind Nutzungskonkurrenzen und bei der aktuell mehrheitlich praktizierten Landnutzung Bodendegeneration, eine negative Beeinflussung des Wasserhaushalts, Biodiversitätsverlust und die Freisetzung von Treibhausgasen. Nutznießer der Bioökonomie sind außerdem bisher in erster Linie Industrie und Länder des globalen Nordens. „Soll eine breite Akzeptanz für die Bioökonomie zukünftig geschaffen werden, so bedarf es einer gerechten Verteilung des Wohlstands“, mahnt Co-Autor der Handreichungen Johannes Rupp. Alternative Konzepte, die verstärkt Wertschöpfung und Beschäftigung durch eine Erst- und im Idealfall auch Weiterverarbeitung von biologischen Ressourcen im ländlichen Raum vorsehen, sind deshalb gefragt.

Kritische Reflexion und Impulse in Richtung Nachhaltigkeit

Das Informationsblatt soll zur kritischen Reflexion des Konzepts der Bioökonomie einladen und dazu Impulse geben. Es gibt einen Überblick zu den bisherigen Entwicklungen und betrachtet für die kritische Auseinandersetzung vier Themen: die Begrenztheit der Verfügbarkeit biologischer Ressourcen, den Bedarf nach alternativen Anbaupraktiken, die Notwendigkeit einer gerechten Verteilung des Wohlstands, und die Verabschiedung vom aktuell propagierten Wachstumsparadigma. Diese Reflexion soll Anstoß für einen Perspektivwechsel hin zu einer nachhaltig ausgerichteten bioökonomischen Wirtschaftsweise geben, die gängige Produktions- und Konsummuster hinterfragt und neue, sozial-ökologisch ausgerichtete Konzepte fördert.

Zusätzlich zum Informationsblatt vertiefen einzelne Infosheets die betrachteten Themen. Die Publikationen gehen einher mit einem im Projekt angestrebten gesellschaftlichen Dialog im Rahmen des Wissenschaftsjahres Bioökonomie 2020/21. So fand bereits ein erster digitaler Bürger/innendialog für die Bodenseeregion statt, bei dem lokale Akteure mehr über die Bioökonomie in ihrer Region erfahren haben und eigene Vorschläge einbringen konnten. Weitere Dialoge finden für den Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern und die Region Berlin-Brandenburg statt.


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Zum Projekt und Download der Informationsblätter (PDF)

Infos zum Online-Workshop „Perspektivwechsel Bioökonomie – Was sind Herausforderungen und gute Ansätze im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern?“ am 17. Februar 2021 

Anmeldung zum Online-Workshop „Perspektivwechsel Bioökonomie – Was sind Herausforderungen und gute Ansätze in Berlin-Brandenburg?“ am 2. März 2021

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