Nach einer kurzen Euphorie nachhaltiger Veränderung scheint das Projekt sozial-ökologischer Transformation derzeit zu stagnieren. Zustimmungswerte gehen zurück, reaktionäre Kräfte gewinnen zunehmend an Land. Ist der sozial-ökologische Wandel am Limit? Stößt unsere Gesellschaft derzeit an eine Grenze ihrer Transformationsfähigkeit oder ist vielleicht schon auf dem besten Weg, wieder hinter die erreichten Fortschritte zurückzugehen? Ist die Krise unserer Lebensbedingungen nur ein Modethema unter anderen?
Im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe von „Ökologisches Wirtschaften“ diskutieren unsere Autor*innen politische, soziologische oder ökonomische Erklärungsansätze für das Phänomen der Stagnation, gehen auf zugrundeliegende strukturelle Herausforderungen ein und erörtern Lösungsvorschläge und Strategien. Dabei wird auch deutlich: Einige der eigenen Überzeugungen müssen kritisch in Frage gestellt werden, wenn das Projekt nachhaltigen Wandels Aussicht auf Erfolg haben soll.
Transition in wichtiger Phase, Blockaden und antifaschistische Wirtschaftspolitik
Florian Kern, Sabine Hielscher und Helen Sharp sehen die gegenwärtigen politischen Spannungen, Widerstände und Rückschläge als Zeichen, dass Transitionsprozesse in zentralen gesellschaftlichen Handlungsfeldern wie Energie, Mobilität oder Ernährung eine wichtige Phase erreicht haben.
Dennis Eversberg und Matthias Schmelzer erörtern, warum Transformationsbemühungen mit immer mehr Widerständen konfrontiert sind. Sie plädieren dafür, statt immer neuen Wachstumsversprechen Synergien zwischen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit zu betonen.
Steffen Lange und Felix Schaffer erweitern in ihrem Beitrag zu antifaschistischer Wirtschaftspolitik diese wirtschaftspolitische Antwort auf den Rechtsruck um eine ökologische Perspektive, um sie erst langfristig tragbar zu machen.
Institutioneller und kultureller Neustart nötig
Uwe Schneidewind postuliert in seinem Beitrag, die eigentlichen Herausforderungen kommunaler Transformation seien immer weniger technologischer und ökonomischer Natur. Sie lägen vielmehr auf institutioneller und kultureller Ebene. Um diese Herausforderungen zu überwinden, brauche es massive Veränderungen in der politischen und in der Verwaltungskultur sowie umfassende Experimentierräume.
Und schließlich fordert ein Autor*innenteam um Joscha Wullweber, die Finanzierung in den Blick zu nehmen. Etwa müsse das Risiko-Rendite-Profil der Finanzmarktakteure durch finanz- und geldpolitische Maßnahmen so verändert werden, dass grüne Unternehmen und Projekte bankfähiger werden und hochgradig bankfähige klimaschädliche Investitionen eingeschränkt werden.
Leseproben:
► Zur Online-Ausgabe von Ökologisches Wirtschaften 2/2025
Neu zum freien Download: Hoffnungsträger Wasserstoff
Die möglichen Einsatzgebiete von Wasserstoff sind vielfältig. Er kann zur flexiblen Energiegewinnung und als Treibstoff genutzt werden, als Ersatz für fossile Brennstoffe in industriellen Prozessen, zur Energiespeicherung oder zur Erzeugung von Wärme. Wenig überraschend wird er deshalb seit einigen Jahren als Wunderwaffe gehandelt. Im Vergleich zu vollelektrischen Prozessen ist seine Herstellung jedoch um ein Vielfaches energieintensiver, Importe führen in neue Abhängigkeiten von Lieferländern und eine flächendeckende Infrastruktur bleibt mit Unsicherheiten behaftet. Unsere Autor*innen zeichnen in diesem Schwerpunkt ein ausgewogenes Bild des Hoffnungsträgers und befassen sich unter anderem mit der Verfügbarkeit von Wasserstoff, seinen sozial-ökologischen Produktionsbedingungen und einer sinnvollen Nutzungsstrategie.