Der Informations- und Kommunikationstechnologiesektor hat nachweislich einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Innerhalb dieses Sektors hat sich das Videostreaming als einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen erwiesen. Um das Streaming nachhaltiger zu gestalten, müssen umweltrelevante Faktoren sowohl auf der Nutzungs- als auch auf der Anbieterseite ermittelt werden. Daher müssen Umweltbewertungen, wie etwa Lebenszyklusanalysen (LCA), ihre bisher rein technologische Perspektive erweitern hin zu einer Betrachtung, die auch Entscheidungen und Verhalten der Nutzer*innen einbezieht. Quantitative Daten zum Nutzungsverhalten (zum Beispiel Streaming-Dauer, Wahl des Endgeräts und der Auflösung) fehlen jedoch häufig oder sind nur schwer in LCA zu integrieren. Darüber hinaus kann die Ermittlung relevanter Determinanten des Nutzungsverhaltens, wie das Design von Streaming-Plattformen oder die Nutzungsmotivation, dazu beitragen, Streaming-Dienste so zu gestalten, dass die Umweltauswirkungen auf einem akzeptablen Niveau bleiben.
Um derartige Bewertungen durchzuführen, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Daher wurde in dieser explorativen Studie LCA mit einer Online-Umfrage kombiniert (N= 91, 7 aufeinanderfolgende Tage der Bewertung). Auf der Grundlage dieses Datensatzes wurde die Nutzungsphase von Online-Videostreaming modelliert. Zusätzlich wurden Faktoren wie soziodemografische, motivationale und kontextuelle Determinanten gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass die CO2-Intensität von Videostreaming von mehreren Faktoren abhängt. Es zeigt sich, dass für die Klimaintensität ein Faktor 10 zwischen der Wahl eines Smart-TVs und eines Smartphones für Videostreaming besteht. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass Streaming-Anbieter einige der Faktoren beeinflussen können, um den Gesamtenergiebedarf der Nutzer*innen zu reduzieren. Sie können beispielsweise als Default-Einstellung eine niedrige Videoauflösung wählen.