Warum brauchen wir eine sozial-ökologische Wärmewende? Der Gebäudesektor ist für bis zu 40 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich, je nach Berechnungsmethode. Um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, muss die energetische Sanierung des Gebäudebestands deutlich beschleunigt werden. In den letzten Jahren fehlte es an Dringlichkeit, sodass der Gebäudesektor Schätzungen zufolge auch 2024 das im Klimaschutzgesetz festgelegte Emissionsziel verfehlen wird.
Bei der Umsetzung der Wärmewende sollten auch soziale Faktoren berücksichtigt werden. Schließlich hat die Wärmewende direkte Auswirkungen auf den Alltag und die Entwicklung der Energiekosten. Haushalte mit geringem Einkommen sind von den Energiepreissteigerungen der letzten Jahre besonders stark betroffen. Die Transformation im Gebäudesektor ist mit einer Verflechtung von technischen, gesellschaftlichen und regulatorischen Faktoren verbunden. Nur mit einem systemischen Ansatz kann die sozial-ökologische Wärmewende gelingen.
Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz (Worst Performing Buildings, WPBs) sind ein wichtiger Hebel, um die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor rasch zu senken. Das Ziel für die Modernisierung dieser Gebäude sollte eine Niedertemperaturfähigkeit für die Heizung sein. Die CO2-Bepreisung sollte der zentrale Mechanismus im Rahmen des Mechanismenmixes bleiben. Eine stärkere Fokussierung auf und eine Aufstockung der Mittel für WPBs scheint ebenfalls ein wirksamer Ansatz zu sein. Regulatorische Anforderungen könnten die thermische Sanierung von WPBs weiter beschleunigen, sollten jedoch mit einer ausreichenden Vorlaufzeit und sinnvollen Ausnahmeregelungen eingeführt werden. Alle Maßnahmen sollten von umfassenden Informations- und Beratungsangeboten begleitet werden.
Die Umsetzung der Wärmewende auf sozialverträgliche Weise erfordert Maßnahmen, die benachteiligten Gruppen in diesem Prozess helfen. Dazu gehören sowohl Eigentümer*innen mit geringem Einkommen – insbesondere in WPBs – als auch, in noch größerem Maße, Mieter*innen. Eine Reform der Modernisierungsabgabe könnte ein wichtiger Hebel sein, um das Dilemma zwischen Vermieter*innen und Mieter*innen wirksamer anzugehen und Mieter*innen zu schützen. Eine wichtige Rolle bei der aktiven Förderung der Energie- und Wärmewende spielen die gesellschaftliche Beteiligung, z. B. durch lokale Anlaufstellen, zielgruppenorientierte Beratungs- und Unterstützungsdienste sowie strategische Allianzen zwischen Akteuren des öffentlichen und privaten Sektors. Beteiligung bedeutet hier auch, Möglichkeiten zu schaffen, wie Menschen selbst aktiv werden können. So könnte beispielsweise eine Erweiterung der Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen dem Anstieg der Wohnfläche pro Kopf entgegenwirken.