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Ozonforschung und Klimaforschung im Vergleich: Wissenschaftliche Entwicklungsdynamik und disziplinäre Verankerungen

Ozonforschung und Klimaforschung stellen zwei prototypische Beispiele einer wissenschaftlichen Entwicklungsdynamik dar, die erzeugt wird durch das Zusammenwirken von wissenschaftlicher Beobachtung und Entdeckung, von gesellschaftlicher Problemwahrnehmung und Risikodefinition, und von institutionalisiertem Austausch und Interessenabgleich in Form von massiver Forschungsförderung, supranational organisierten Forschungsprogrammen und
-projekten, aufwändigen Assessments und inner- und außerwissenschaftliche Legitimität besitzenden Grenzorganisationen. Die Studie beschreibt, wie dies in einem vielfach ungleichzeitigen, teils fragmentierten und widerspruchsvollen, mit der Zeit teils bewusst koordinierten und organisierten, eher langwierigen historischen Prozess geschieht. Wenngleich soziale Einbettung und Strukturmerkmale beachtliche Parallelen aufweisen, und die Organisationsformen von Ozonforschung und Ozonregime partiell als Vorbild und Impuls für analoge Anstrengungen in Klimaforschung und Klimaregime fungierten, sind beide sowohl in Umfang, Untersuchungsgegenstand und Art der wissenschaftlichen Problemstellung als auch in der sozialen Reichweite der erforderlichen Maßnahmen zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme stratosphärischen Ozonabbaus einerseits, und Begrenzung des Klimawandels andererseits, deutlich zu unterscheiden. Zusammenfassend lassen sich sowohl die Ozonforschung als auch die Klimaforschung als exemplarische (erfolgreiche) Belege dafür lesen und interpretieren, dass
• problemorientierte multidisziplinäre Forschung in modernen Gesellschaften der zunehmend
vorherrschende Modus wissenschaftlicher Forschung wird,
• ihre damit einhergehende Finalisierbarkeit durchaus von der theoretischen und (mess)technischen Reife der genutzten Fächer und (Sub-)Disziplinen abhängt,
• hierfür organisationale Kopplungen aufgebaut werden und notwendig sind, um Abstimmungs-, Aushandlungs- und Transferprozesse zwischen Wissenschaft und Politik (oder Wirtschaft) zur wechselseitigen Übersetzung und Lösung wissenschaftlicher, technischer und/oder praktischer Probleme für beide Seiten dauerhaft wirksam und erfolgreich zu gestalten
• und dabei die funktionsspezifischen Grenzen zwischen dem Wissenschaftssystem und anderen Funktionssystemen aufrechterhalten werden, sodass es zu keiner willkürlichen Mischung unterschiedlicher Rationalitäten oder gar zur Aufhebung seiner funktionalen Differenzierung
kommt.

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