Mit einem materiellen Fußabdruck von 14 Tonnen pro Kopf trägt der Konsum in der Europäischen Union (EU) erheblich zum globalen Verlust an biologischer Vielfalt bei, vor allem durch Landnutzungsänderungen und die Zerstörung von Lebensräumen. Ernährungssysteme spielen hierbei eine zentrale Rolle. Die Studie beleuchtet die Auswirkungen der EU-Nachfrage nach Garnelen, Soja und Palmöl auf Ökosysteme im Globalen Süden und formuliert konkrete politische Empfehlungen für naturverträglichen Konsum und Handel.
Unter Kombination quantitativer Bewertungen von Biodiversitätsauswirkungen mit qualitativer Politikanalyse zeigt die Studie: Wirksame Politiken müssen auf integrierten Ansätzen beruhen, die Biodiversitäts- und Klimaziele gemeinsam adressieren und ihre enge Wechselwirkung anerkennen. Zudem erweisen sich Suffizienzstrategien – etwa die Verringerung der Nachfrage nach Produkten mit besonders starken Auswirkungen – als zentrale Lehre für die Ausgestaltung nachhaltigen Konsums innerhalb planetarer Grenzen.
Die drei Fallstudien veranschaulichen, wie Konsummuster in der EU den Verlust an biologischer Vielfalt entlang globaler Wertschöpfungsketten vorantreiben: Die Garnelen-Aquakultur trägt wesentlich zur Abholzung von Mangrovenwäldern bei und verursacht Verschmutzung, die umliegende Ökosysteme schädigt. Der Sojaanbau – überwiegend als Futtermittel für tierische Produkte – führt zu Landnutzungsänderungen in Schlüsselbiomen wie dem Cerrado und den Pampas. Die Ausweitung des Palmölanbaus verursacht die Zerstörung von Torfmooren und Regenwäldern.
Die Autor*innen empfehlen politischen Entscheidungsträger*innen, umweltschädliche Subventionen abzubauen und Agrar-, Steuer- und Handelspolitiken zu reformieren: von einer Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und der Anpassung der Mehrwertsteuer über gestärkte Nachhaltigkeitsklauseln in Freihandelsabkommen bis hin zu verbindlichen Biodiversitätskriterien in der öffentlichen Beschaffung.
Die Studie zeigt, dass Biodiversitätsverlust keine unausweichliche Folge von Konsum ist, sondern das Ergebnis politischer und ökonomischer Entscheidungen. Sie macht deutlich, dass die EU mit koordinierten, gerechtigkeitsorientierten Politiken, die regulatorische, fiskalische, marktbasierte, freiwillige und handelspolitische Instrumente kombinieren, ihren globalen Biodiversitätsfußabdruck spürbar verringern kann. Damit kann die EU nachhaltigere Produktionsweisen, fairere Handelsbeziehungen und gesündere, stärker pflanzenbasierte Ernährungsweisen innerhalb der europäischen Ernährungssysteme unterstützen.
Ergänzend zur Broschüre fassen drei Fact Sheets die Auswirkungen des europäischen Konsums von Garnelen, Soja und Palmöl auf die Biodiversität weltweit zusammen:
• Köppen, S.; Giest F. (2025): Europas wachsende Lust auf Garnelen. Ein Blick auf die Biodiversitätskrise. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn. Download (0,6 MB)
• Köppen S.; Giest F. (2025): Palmöl und die EU. Wie europäischer Alltagskonsum den Verlust tropischer Torfmoore befeuert. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn. Download (0,5 MB)
• Köppen S.; Giest F. (2025): Die wahren Kosten von Soja. Wie der EU-Konsum die Biodiversität Südamerikas gefährdet. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn. Download (0,5 MB)