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Von der Entdeckung des Ozons bis zum Ozonloch. Disziplinäre Verankerungen theoretischer Erklärungen

Diese Studie rekonstruiert die Entwicklung der stratosphärischen Ozonforschung von der Entdeckung des Ozons 1839 bis zum Nachweis, zur Erklärung und zum angestrebten Stopp des katalytischen Ozonabbaus und der Rückbildung des antarktischen Ozonlochs. Sie resümiert die wesentlichen die Ozonforschung konstituierenden Themen, Erfahrungsgegenstände, Methoden,
Erklärungen, Modelle, Theorien und deren Entwicklung, zeigt etwaige wissenschaftliche Kontroversen und ihre Schließungen auf, arbeitet die Grundstruktur dieser problemorientierten Forschung und ihre Einbettung in die Klimaforschung, einschließlich ihrer sozialen Strukturmerkmale, heraus und erörtert die disziplinären Bezüge und Verankerungen der in ihr genutzten oder entwickelten Theorien. Als entscheidende Strukturmerkmale problemorientierter
Ozonforschung und ihrer disziplinären Verankerungen lassen sich festhalten: Für die lange Zeit eher akademisch geprägte stratosphärische Ozonforschung wurde nach 1970 ein sozial definiertes praktisches Problem Hauptbezugspunkt, nämlich das Risiko eines anthropogen verursachten Ozonabbaus. Die als hinreichend angesehene Erklärung eines konkreten (sozial definierten) Phänomens wie z.B. des Ozonlochs erfolgt durch eine typisch problemorientierte
Kombination verschiedener wissenschaftlicher Theorien unterschiedlicher disziplinärer Provenienz.
Es bestand von daher keine wirkliche Specialty der Ozonforscher; vielmehr entwickelte sich eine extern forcierte, problembezogene Zusammenarbeit unterschiedlicher fachlicher und themenbezogener Richtungen. Der externe politische Druck zur problemorientierten Kooperation von Ozonforschern zwecks Klärung und Lösung eines Problems (UV-Strahlungseffekte) auf politischer Ebene hatte die positive Wirkung, dass die zuvor getrennt arbeitenden und ihre
je eigene (disziplinäre) Perspektive vertretenden Forschungsrichtungen als auch Arbeitsbereiche (zumindest ansatzweise) problemorientiert zusammenarbeiten mussten. Dabei trug diese problemorientierte Kooperation (implizit) dazu bei, den Einfluss bestimmter gesellschaftspolitisch interessierter Problemdeutungen, die in ihrer Darstellung immerhin pseudowissenschaftlich rational aufgebaut sind und deren Durchschlagskraft vom Ausmaß der ungeklärten wissenschaftlichen
Fragestellungen abhängt, durch autoritative scientific Assessments zurückzudrängen, die mit beträchtlichen Anstrengungen und kooperativen Schließungsprozessen verbunden waren. Im Ergebnis bestätigt die Ozonforschung(sgeschichte) die Aufrechterhaltung und Dominanz disziplinär bestimmter Theorien und deren problemorientierte (finalisierte) Verknüpfbarkeit und Substantiierung, die mehr bedeutet als bloße Theorieanwendung und die zugleich zur Fortentwicklung und Differenzierung (grundlagenorientierter) wissenschaftlicher Forschung gemäß deren Normen beiträgt.

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