Während die weitreichenden Folgen von Plastikverpackungsmüll für Mensch und Natur in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit längst erkannt wurden, werden nach wie vor lediglich 30% aller Kunststoffabfälle in Europa für Recycling gesammelt. Ziel ist es daher, das Aufkommen von Plastikverpackungsabfällen deutlich zu verringern. Zwar spielen Europäische Union und Bundesregierung eine wichtige Rolle bei der Rahmensetzung. Doch auch Kommunen nehmen eine Schlüsselrolle in der Abfallvermeidung ein.
Dr. Pauline Riousset stellte die ersten Erkenntnisse des Forschungsprojekts Innoredux zu kommunalen Steuerungsmöglichkeiten im Bereich Verpackungen bei der 44. Sitzung der Fachkommission „Wirtschaftsförderung“ des deutschen Städtetag am 23. September 2019 in Rostock vor.
Ziel des Projekts Innoredux ist es, technische und soziale Verpackungsinnovationen des Einzelhandelns sowie kommunale Maßnahmen in einem Reallabor zu erarbeiten und praktisch zu erproben. Wird der Handlungsspielraum von Kommunen genauer untersucht, können zwei spezifische Zielgruppen unterschieden werden: Unternehmen und Verbraucher/innen.
Unternehmen können einerseits darin unterstützt werden ein lokales, verpackungsarmes Produktangebot zu entwickeln. Dieses kann durch die Förderung von Maßnahmen wie die Beratung regional angesiedelter Betriebe, kollektiver Beratung, Begleitung zur Selbstverpflichtung, Unterstützung von Industriesymbiosen, Auszeichnung guter Praxisbeispiele und ggf. finanzielle Anreize erreicht werden. Andererseits kann der Ausbau von Mehrwegsystemen von Kommunen angestoßen werden. Dazu gehören unter anderem Aktivitäten der Auslotung des Potentials, finanzieller Unterstützung und der Öffentlichkeitsarbeit zur Bekanntmachung solcher Systeme.
Im Zusammenhang mit Maßnahmen für Verbraucher/innen spielen Großverbraucher eine große Rolle. Von Verwaltungen können Anreize für eine nachhaltige Beschaffung und für den Verzicht von Einwegverpackungen gesetzt werden, etwas Ver- und Gebote zur Verwendung von Ein- bzw. Mehrweggeschirr auf öffentlichen Flächen. Auch große Einrichtungen wie Wohninitiativen, Studentenheime und Universitäten können beraten werden. Private Haushalte können besonders durch eine verbesserte Infrastruktur von Trinkbrunnen und Refill-Stationen und gezielte Öffentlichkeitsarbeit zur Plastikverpackungsvermeidung angeregt werden. An Kitas und Schulen erlaubt eine Vielzahl von Möglichkeiten die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen mit der Plastikthematik: Mitmachaktionen, die Organisation von Theaterstücken oder die aktive Mitarbeit an Abfallkonzepten bringen den Schülerinnen und Schülern die Problematik spielerisch näher und bieten konkrete Handlungsoptionen, die dann weiter in die Familien getragen werden.
Das Erkennen von Erfolgsfaktoren kann bei der Entwicklung und Erprobung essentiell für eine gelungene Umsetzung sein. Folgende Faktoren konnten bereits identifiziert werden: Implementierung ganzheitlicher Ansätze, eine amtsübergreifende Zusammenarbeit und synergetische Nutzung von Ressourcen sowie Partnerschaften mit anderen Städten.