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Abschlusskonferenz „Grüne Stadt der Zukunft“: So gelingt eine klimaangepasste Stadtplanung

Foto: Roland Reitberger

Städte leiden zunehmend unter Hitze und Starkregen. Genügend Stadtgrün ist für die Klimaanpassung entscheidend – doch gerade in wachsenden Städten kommt es zu Baumfällungen und Versiegelung. Wie lassen sich Grünflächen in die Stadtplanung integrieren und Nutzungskonflikte minimieren? Am 6. November präsentierte das BMBF-Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ praktische Lösungen. Klimaresilienz als Kriterium in Planungswettbewerben, Quartiersgaragen als Alternative zu Tiefgaragen oder Maßnahmen wie Fassaden- und Dachbegrünung: Das Projektteam von der Landeshauptstadt München, Technischen Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München und vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hat Best Practices und Empfehlungen zusammengestellt.

Die Folgen des Klimawandels, etwa häufigere und intensivere Hitzeperioden, stellen dicht besiedelte Städte wie München vor neue Herausforderungen. Für Abkühlung sorgt grüne Infrastruktur mit ihren Ökosystemleistungen: Stadtgrün bietet Verdunstungskühlung und Verschattung, es lässt Regenwasser langsamer versickern und reinigt die Luft von Schadstoffen. Doch wie kann eine leistungsfähige grüne Infrastruktur auch in wachsenden Städten in die Stadtplanung integriert werden und welche Rolle spielen dabei Akteure in der Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft? 

Am 6. November 2023 veranstaltete das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, eine Abschlusskonferenz in München mit 150 Teilnehmenden vor Ort und 240 Personen im Livestream. Hier präsentierte das transdisziplinäre Team Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung, Entwicklung, Umsetzung und Verstetigung.

Mehr Grün durch Stadtplanung, Quartiersarbeit und Aktivierung der Stadtgesellschaft

Um mehr Grün in die Stadt zu bringen, untersuchten die Forschenden einerseits unterschiedliche Planungsprozesse und Quartierstypen sowie die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zur Klimaresilienz. Andererseits analysierten sie zentrale Akteure, deren Erwartungen und Nutzungskonflikte etwa zwischen Parkplätzen und Grünflächen. Auf dieser Basis entwickelte das Forschungsteam praxisorientierte Hilfestellungen für Stadtplanende zu verschiedenen Klimaanpassungsmaßnahmen.

Stadtplanung für eine „Grüne Stadt der Zukunft"

Die Forschenden zeigten verschiedene Wege auf, um Grünflächen in die Planung zu integrieren. Hierfür müssen Stadtverwaltungen abteilungsübergreifend und ergebnisorientiert zusammenarbeiten. Strategisch ist zu empfehlen, Personal bereitzustellen, um die vorhandenen Ressourcen zu erweitern. Für die Integration von Stadtgrün stehen beispielsweise Förderprogramme des Bundes und der Länder zur Verfügung, wie etwa die Städtebauförderung. Dabei sollten nicht nur Neubauten im Mittelpunkt stehen, sondern auch Bestandsbauten und Gewerbegebiete.

Zentral ist, Grünflächen frühzeitig in städtebauliche Wettbewerbe einzubringen, wofür das Projekt ebenfalls Handlungsempfehlungen erarbeitet hat. Dazu erklärte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard: „Klimaanpassung ist kein ‚nice to have' mehr, sie muss auch in Planungswettbewerben berücksichtigt werden. Deswegen ist das Projekt 'Grüne Stadt der Zukunft' so wichtig." In der abschließenden Diskussion waren sich alle einig: In den städtebaulichen Wettbewerben seien nicht die design-aufwändigsten Entwürfe zu unterstützen, sondern die klimaresilienten.

„Grüne und graue" Maßnahmen für die Siedlungsentwicklung

Unter „grüne Maßnahmen" fällt jede Art von Stadtgrün – vom Baumerhalt bis zur Dachbegrünung. Solche Maßnahmen werden in den Stadtparlamenten oft lange diskutiert. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" durch seine Forschung wissenschaftlich belegt, welche grünen Maßnahmen unter welchen Bedingungen die größte Wirkung entfalten.

Besonders effektiv für das städtische Mikroklima ist es, den vitalen Altbaumbestand zu erhalten und Grün- sowie Freiflächen zu schaffen. Darüber hinaus mindern auch neue Baumpflanzungen, Gebäudebegrünung an Fassaden und Dächern sowie der Einsatz erneuerbarer, emissionsfreier Energien die Überhitzung. Stadtverwaltungen können zudem mit Kaltluftbahnen für nächtliche Abkühlung sorgen und den ruhenden und fließenden Verkehr so steuern, dass Stadtbäume und Grünflächen besser erhalten werden. Ebenso sind „graue Maßnahmen" in den Blick zu nehmen, also bauliche Maßnahmen an Gebäuden und im Quartier. Dazu gehören zum Beispiel die Entsiegelung von Parkplätzen und Innenhöfen, eine ökologische Baustoffauswahl, eine Nachverdichtung durch Aufstockungen anstatt durch ebenerdigen Neubau. Zudem senkt eine kompakte Bauweise den Heizungsbedarf.

Aktivierung der Stadtgesellschaft für mehr Grün in der Stadt

Die Grüne Stadt der Zukunft kann nur realisiert werden, wenn alle verantwortlichen Akteure an einem Strang ziehen. Mit welchen Formaten Kommunen mit den Zielgruppen vor Ort in einen produktiven Austausch kommen, hat das IÖW erforscht. Zu analysieren ist zum Beispiel, was die verschiedenen Akteure motiviert: Fachliches Interesse lässt sich mit Wettbewerben und Ausstellungen ansprechen, demgegenüber fühlen sich Anwohnende mit lokalem Bezug durch Nachbarschaftsfeste oder einen geführten Stadtspaziergang angesprochen. Bei Unternehmern und Geschäftsleuten ist es wichtig, für Reputationsgewinne zu sorgen. Das Projekt stellt in einem Leitfaden verschiedene Aktivierungsformate vor, die Stadtplanenden mit der Bevölkerung durchführen können.

„Auch Zukunftsbild-Prozesse eignen sich, um sich über grünere Quartiere auszutauschen und ins Handeln zu kommen“, sagt Johannes Rupp vom IÖW. Betroffene Akteure wie Anwohnende, Vereine, Hauseigentümer*innen oder Gewerbetreibende können eine gemeinsame, positive Vision entwickeln, wie ihr Quartier klimaresilient und lebenswert gestaltet werden soll. Das Forschungsprojekt führte in verschiedenen Münchner Quartieren moderierte Prozesse für die Entwicklung von Zukunftsbildern durch.

Als Teil der „Leitinitiative Zukunftsstadt“ förderte das BMBF das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" innerhalb der Fördermaßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" in drei Phasen von 2018 bis 2023 mit insgesamt rund 3,5 Millionen Euro.

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Weiterführende Links:

  • Die bereits fertigen Checklisten, Leitfäden und Steckbriefe finden Sie hier.

  • Im Januar 2024 wird die Website www.gruene-stadt-der-zukunft.de mit allen Produkten veröffentlicht.

  • Ergebnisse aus der ersten Projektphase finden Sie hier.

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