Vor Corona haben die Klima- und die Biodiversitätskrise viele Menschen bewegt. Sozial-ökologische Transformationskonzepte wurden breiter als zuvor diskutiert. Für viele Menschen war klar: Ohne systemische Neuorientierungen, ohne die Überwindung der scheinbar unverrückbaren Pfadabhängigkeiten finden wir keine Wege aus den akuten ökonomischen und ökologischen Krisen. Ein „Weiter wie bisher“ wie nach der Finanzkrise ist heute nicht mehr denkbar. Das Gelegenheitsfenster, mit mutigen Konzepten und Handlungsstrategien für resilientes Wirtschaften eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, stand vielleicht noch nie so weit offen wie in diesem Jahr. Mut zum Machen ist gefragt wie selten.
Vorsorgeorientierung, Resilienz und Wachstumsunabhängigkeit
Das Institut und die Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung luden am 25. September 2020 dazu ein, bei der Online-Tagung Zeitenwende 2020 Konzepte und konkrete Handlungsperspektiven für einen weitreichenden Wandel zu diskutieren. Die Tagung stellte die Konzepte Vorsorgeorientierung, Resilienz und Wachstumsunabhängigkeit sowie besonders nachhaltigkeitsrelevante Handlungsfelder in den Mittelpunkt der Diskussion – Energiewende, soziale Infrastrukturen und Versorgungssysteme, Care-Ökonomie, alternative Ökonomie-Ansätze und Digitalisierung. Ziel war es, nachhaltige Transformationsstrategien zu entwickeln, die systemische Fragen aufwerfen – im Spannungsfeld von Markt und Staat sowie von Postwachstum und Green Growth.
Die Tagung verband aktuelle Forschungsbeiträge aus der (Post-)Wachstumsdebatte wie die vorsorgeorientierte Postwachstumsposition (Petschow et al. 2018; 2020), die internationale Transition-Forschung, die inter- und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung sowie aktuelle umwelt- und wirtschaftspolitische Debatten wie sie zum europäischen Green Deal geführt werden.