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(Regionale) Wertschöpfung und Beschäftigung durch Erneuerbare Energien und energetische Gebäudesanierung

Ökonomische Kennzahlen für die regionale Energiewende

Ohne Kommunen und Regionen ist die Energiewende nicht denkbar, denn nur hier wird sie konkret ausgestaltet und umgesetzt. Aber wie? Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und rentable Investitionen sind für regionale Klimaschutz-Akteure bei diesen Überlegungen wichtig. Viele Regionen bieten gute Voraussetzungen für den EE-Ausbau: EE-Technologien wie Wind- und PV-Flächen sowie Bioenergie sind Quellen für Wertschöpfung und Beschäftigung – wenn die regionale Energieversorgung entsprechend ausgestaltet wird. Der Umgestaltungsprozess hin zu einem dezentraleren Energiesystem ermöglicht es Unternehmen, Beschäftigten, Privathaushalten, Kommunen und Regionen, sich aktiv einzubringen und finanziell zu beteiligen. Welche Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte hat der EE-Ausbau in einer Region? Damit die Energiewende nicht nur optimal ausgestaltet werden kann, sondern auch Akzeptanz vor Ort findet, ist es wichtig, diese Effekte bemessen und darstellen zu können.  

Das IÖW hat hierfür methodische Ansätze entwickelt: Seit 2010 berechnet das Institut mit dem sogenannten WeBEE-Modell (Wertschöpfung und Beschäftigung durch Erneuerbare Energien) Effekte für eine Vielzahl dezentraler Wertschöpfungsketten der EE-Erzeugung und -Verteilung. Das WeBEE-Modell wurde seitdem vielfach angewandt, weiterentwickelt und um andere Bereiche der Energiewende wie der energetischen Gebäudesanierung erweitert. Diverse Publikationen sowie kostenlos zugängliche Online-Wertschöpfungsrechner bieten interessierten Akteuren die Möglichkeit, sich mit regionalökonomischen Fragestellungen der Energiewende auseinanderzusetzen und sogar eigene Berechnungen vorzunehmen.

Wertschöpfung vor Ort: Kurzdarstellung des WeBEE-Modells

Das WeBEE-Modell bildet verschiedene Wertschöpfungsketten einzeln ab: erneuerbare strom- und wärmeerzeugende Anlagen, Biomethan-Anlagen, Infrastrukturen zur Distribution von Biogas und Wärme, die Bereitstellung biogener Brenn- und Kraftstoffe und ausgewählte Power-to-X-Technologien. Jede Wertschöpfungskette wird in die Wertschöpfungsstufen Anlagenherstellung, Anlagenplanung und -installation, Anlagenbetrieb und Betreibergewinne unterteilt. Diese Stufen beinhalten wiederum verschiedene Wertschöpfungsschritte wie die Anlagenmontage oder -wartung. Für jeden Wertschöpfungsschritt werden die drei monetären Wertschöpfungsbestandteile Beschäftigteneinkommen, Unternehmensgewinne und Steuereinnahmen (kommunale, Landes- und Bundessteuern) sowie Beschäftigungseffekte als Vollzeitarbeitsplätze berechnet. Die Ergebnisse können unterschiedlich aggregiert und dargestellt werden: nach Wertschöpfungsstufen, EE-Sparten oder für einen ganzen regionalen Anlagenpark. Dieser kleinteilige Ansatz erlaubt somit Detailanalysen, aber auch die Bewertung komplexer Energiewende-Szenarien. Je nach Datenlage kann in einer regionalen Fallstudie auch ermittelt werden, welcher Anteil der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte in der Region verbleibt und welcher Anteil an auswärtige Akteure abfließt. Diese Bewertungen können Grundlage sein, um regionale Wertschöpfungsketten und ein aktives Wertschöpfungsmanagement auszugestalten. Neben Analysen für einzelne Regionen – von Kommunen über Landkreise bis hin zu Bundesländern – ermöglicht das Modell auch Hochrechnungen für die Effekte durch den heutigen oder zukünftigen EE-Ausbau in Deutschland.

Ein zweiter Modellansatz, der ähnlich vorgeht, dient der Bewertung von energetischen Gebäudesanierungsmaßnahmen, also Maßnahmen der Wärmedämmung verschiedenster Gebäudeteile sowie der Austausch von Heizungsanlagen. So kann neben der regionalen Energieerzeugung auch die zweite Säule der Energiewende, nämlich Effizienzmaßnahmen im Gebäudebereich, regionalökonomisch bewertet werden.

Ein gekoppeltes Input-Output-Modells ermöglicht es, die Erkenntnisse über regionalökonomische Effekte aus beiden Modellansätzen um sämtliche vorgelagerten Wertschöpfungsschritte, die in anderen Wirtschaftszweigen anfallen, zu erweitern. 

Um zukünftig auch bioökonomische Konzepte und Verfahren bewerten zu können, wird das WeBEE-Modell derzeit um Wertschöpfungsketten der stofflichen Nutzung von Biomasse erweitert.

Detailliertere Ausführungen zum Modellaufbau, der Berechnungssystematik sowie zur Ergebnisdarstellung sind in verschiedenen Publikationen aufbereitet:

Ansprechpartner

Prof. Dr. Bernd Hirschl

Telefon: +49–30–884 594-0
bernd.hirschl(at)ioew.de

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