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Jugendbeteiligung – wie gelingt‘s? Lessons learned aus der Jugendstudie von BMU und UBA

In der zweiten Jugendstudie von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt „Zukunft? Jugend fragen! 2019“ hat das Projektteam unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung einen Jugendprojektbeirat eng an dem Vorhaben beteiligt. Zehn junge Menschen zwischen 14 und 22 Jahren brachten sich ein bei der Entwicklung des Forschungsdesigns sowie in der Durchführung der empirischen Forschung. Sie haben gemeinsam mit weiteren Jugendlichen Forderungen an die Umweltpolitik entwickelt sowie eine Jugendveranstaltung mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze und UBA-Präsident Dirk Messner moderiert. Ein nun vom IÖW veröffentlichter Projektbericht zeigt, worauf es bei der erfolgreichen Einbindung junger Menschen ankommt. Dabei weit vorn: transparentes Erwartungsmanagement. Also klar aufzuzeigen, was die Beteiligung bewirken kann – und was nicht.

Generationengerechtigkeit in der Praxis

Wie viele andere Staaten auch hat sich Deutschland zur politischen Teilhabe junger Menschen (UN-Kinderechtskonvention) und Generationengerechtigkeit (Artikel 20a GG) verpflichtet. Folglich ist es gerade bei zukunftsrelevanten Themen unerlässlich, die Erwartungen junger Menschen genauso zu kennen, wie deren Ängste und Zukunftsvorstellungen.

Neben der Sorge um die soziale Gerechtigkeit und die Skepsis gegenüber dem Bildungssystem wächst zunehmend das Interesse am Umweltschutz. Das zeigte sich besonders an den Fridays-for-Future-Demonstrationen, die sich in den vergangenen beiden Jahren als das Gesicht der globalen Klimaschutzbewegung entpuppten. Weltweit gingen Kinder und Jugendliche vor der Corona-Pandemie für eine engagiertere Klimapolitik auf die Straßen, weil sie die anthropogene Erderwärmung als eine der größten Gefahren für ihre Generation sehen. Wie können die hohe Bereitschaft und das Interesse der Jugendlichen an politischer Partizipation aufgegriffen werden?

Vielfältige Partizipationsstrukturen schaffen

Das Forschungsteam der Jugendstudie wählte einen unkonventionellen Forschungsansatz: Die Zielgruppe sollte aktiv in den Prozess eingebunden werden. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Die Qualität der Studie konnte in hohem Maße von der Einbindung und den damit verbundenen Einflussmöglichkeiten der engagierten Jugendlichen profitieren.

Neben einer repräsentativen Befragung junger Menschen wurden weitere Forschungs- und Beteiligungsformate in den Prozess integriert, um möglichst alle Sichtweisen der jungen Generation widerzuspiegeln. Die partizipative Entwicklung von Forschungsfragen in einer Online Community und die Erarbeitung von Forderungen an die Umwelt- und Klimapolitik im Rahmen eines Youth Labs bildeten den Rahmen für die sozialwissenschaftliche Forschung zu nachhaltigkeitsbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen.

Erwartungsmanagement ist unabdingbar

Der zehnköpfige Jugendprojektbeirat setzte sich aus ökologisch Interessierten mit möglichst heterogenen Hintergründen zusammen. Die Mitglieder erfüllten vor allem eine wissenschaftliche Rolle. Möglichkeiten des direkten Einflusses auf die politische Meinungsbildung oder strategische klimapolitische Entscheidungen gab es nicht. Daher ist es für die Organisation solcher Partizipationsansätze wichtig, entsprechend der guten Praxis bei Beteiligungsprozessen in allen Formaten des Projekts stets sicherzustellen, dass die Teilnehmenden ihren Mitgestaltungs- und Einflussrahmen kennen – ergo ein transparentes Erwartungsmanagement sicherzustellen.

Die Autorinnen des Projektberichts betonen aber auch, dass das Mitforschen nur einer von vielen möglichen Wegen der Partizipation sei und umwelt- oder gesellschaftspolitisches Engagement in einer Partei oder NGO nicht ersetze. Im Gegenteil: Sie fordern, dass mehr Möglichkeiten für die politische Partizipation junger Menschen geschaffen werden sollten.

Ausblick

Auch bei der derzeit laufenden dritten Studie „Zukunft? Jugend fragen 2021“, die das IÖW mit den Partnern Holzhauerei und Zebralog durchführt, gibt es wieder Partizipationsmöglichkeiten. Die Mitglieder des Jugendprojektbeirats werden dabei etwa als Ko-Interviewer/innen für die qualitativen Interviews eingesetzt. 

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Weitere Informationen:

  • Maike Gossen, Ria Müller, Dr. Brigitte Holzhauer, Dr. Sonja Geiger (2020): „Zukunft? Jugend fragen! 2019“, Teilbericht, UBA-Texte 12/2021 (zum Download)
     
  • Maike Gossen, Brigitte Holzhauer, Ria Müller (2020): Konsum junger Menschen: Zwischen Nachhaltigkeit und materialistischen Wünschen, in: Ökologisches Wirtschaften (02/2020) (zum Artikel)

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