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Klimaschutz beginnt im Alltag – Empfehlungen für Kommunen

Wie können Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger zu einem klimafreundlichen Lebensstil motivieren und sie dabei unterstützen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Projektes „KlimaAlltag“, in dem drei Jahre über Möglichkeiten und Wirksamkeit kommunaler Klimaschutzmaßnahmen geforscht wurde. In Frankfurt am Main, einer der Pionierstädte des kommunalen Klimaschutzes, wurden über 1000 Menschen befragt und jetzt die Ergebnisse vorgestellt. Fazit: Bei einem insgesamt hohen Bewusstsein für Klimaschutz bleibt noch viel Raum für persönliches Klimaschutzengagement. Das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) leitet das Projekt, an dem neben dem IÖW auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und die Karl-Franzens-Universität Graz beteiligt sind.

Erfolge im Klimaschutz werden häufig mit technologischen Innovationen gleichgesetzt. Forschungen zeigen, dass auch das persönliche Alltagsverhalten eine entscheidende Rolle spielt, wenn es um Emissionsminderungen geht. Welche Personengruppen sind offen für CO2-arme Lebensweisen? Machen Alter, Berufssituation oder Lebensgewohnheiten Unterschiede in Bezug auf klimafreundliches Verhalten? Und was wissen die Menschen überhaupt über klimafreundliche Maßnahmen – auch vonseiten der Kommunen?

Hohes Bewusstsein für Klimaschutz – Umsetzung verbesserungswürdig

In Frankfurt wurden dazu 1000 Menschen befragt. „Die Auswertung hat ergeben, dass es unter den Befragten grundsätzlich eine hohe Akzeptanz für kommunale Klimaschutzmaßnahmen gibt“, sagte Projektleiter Immanuel Stieß vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung beim gemeinsamen Pressegespräch mit dem Umweltdezernat der Stadt. Stieß wertet diese Haltung als positiv: „Schließlich entstehen in Deutschland jährlich pro Person elf Tonnen CO2. Über die Hälfte davon wird direkt oder indirekt durch private Haushalte verursacht. Da ist es wichtig, wenn den Menschen bewusst ist, dass Klimaschutz schon in ihrem Umfeld beginnt.“

Wenn es an die Umsetzung geht, zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede: Etwa 20 Prozent der Befragten versuchen ganz bewusst, ihren ökologischen Fußabdruck in den Bereichen Mobilität, Ernährung sowie Wohnen und Energie zu verkleinern, weitere 26 Prozent sind zumindest in einem der drei Bereiche sehr gut. „Aber da ist noch viel Raum für persönliches Klimaschutzengagement“, bilanzierte Stieß.

Motive und Barrieren von klimafreundlichen Alltagspraktiken

Die Befragung verdeutlichte auch, was Menschen motiviert, im Alltag klimabewusst zu leben und wo Barrieren liegen. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Motivation bei den Personen, die ein hohes Klimabewusstsein aufweisen: Die mit höheren Einkommen wollen ihr gehobenes Konsumniveau möglichst umwelt- und klimafreundlicher gestalten. Für jene mit eher unterdurchschnittlichem Einkommen ist Klimaschutz hingegen aus finanziellen Gründen attraktiv. Ihre angespannte finanzielle Situation stellt aber gleichzeitig eine Barriere für mit Investitionen verbundene Klimaschutzmaßnahmen im privaten Alltag dar.

Stadt Frankfurt unterstützt Bürgerinnen und Bürger beim Klimaschutz

Kommunen können klimafreundliches Verhalten durch eine ganze Reihe von Maßnahmen unterstützen und fördern. Die Stadt Frankfurt hat hier in den letzten 20 Jahren ein umfassendes Programm für fast alle Zielgruppen wie Mieter, Hauseigentümer oder einkommensschwache Haushalte entwickelt, vom Energiesparservice der Caritas über Modellprojekte zur energetischen Sanierung bis hin zur preisgekrönten Ausstellung „Klimagourmet“ und dem „VeggiDay“. Hier ergab die Studie, dass 83 Prozent der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger es begrüßen, wenn die Stadt sich – auch mit Steuergeldern – für den Klimaschutz engagiert. Gut die Hälfte der Befragten sähe gerne ein noch stärkeres Engagement ihrer Stadt.

Für ISOE-Klimaexperte Stieß ist dieses Ergebnis überraschend, denn die Stadt Frankfurt sei in fast allen Bereichen deutlich engagierter als die Durchschnittskommune in Deutschland. „Wir empfehlen den Kommunen deshalb, noch mehr Gewicht auf Maßnahmen zu legen, die den Bürger im Alltag besser erreichen. Dazu gehören stadtteilbezogene Kampagnen oder eine Klimaschutzberatung, die in den Haushalten stattfindet.“ Auch hält Stieß es für sinnvoll, wenn ein vorbildliches Engagement von Bürgerinnen und Bürgern öffentlich sichtbarer gemacht würde, um andere zum Mitmachen zu motivieren.

„Die Bürgerinnen und Bürger sind weiter, als viele denken“, sagte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Aber es gibt hundert verschiedene Gründe und Wege, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Wir werden unser Programm daher gemeinsam mit vielen Partnern von der Caritas bis zu Karmakonsum und von Carsharing-Anbietern bis hin zu Kantinen noch weiter ausdifferenzieren, um alle Milieus in ihrem jeweiligen Alltag ansprechen zu können.“ Aus Sicht der Umweltdezernentin wird das Aktivieren dabei immer wichtiger als das bloße Informieren. „Eine gute kommunale Klimaschutzagentur wird mehr und mehr zur Partnerbörse. Wir bringen die unterschiedlichen Netzwerke auf kommunaler Ebene zusammen.“

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Das Forschungsprojekt

Das ISOE leitet das Projekt KlimaAlltag. Partner sind neben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Karl-Franzens-Universität Graz. In der ersten Hälfte der Projektlaufzeit führte das Forschungsteam einen Feldversuch in Köln durch, bei dem sich über 80 Haushalte dazu verpflichteten, ihren CO2-Ausstoß im Alltag zu verringern. Sie wurden dabei ein halbes Jahr lang von Klimaberaterinnen der VZ NRW beraten. Verlauf und Ergebnisse des Feldversuches wurden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Mit einer repräsentativen Erhebung von jeweils 1.000 Interviews in Frankfurt am Main und München wurden Möglichkeiten und Wirksamkeit kommunaler Klimaschutzmaßnahmen untersucht. Das Projekt, das im Dezember 2013 endet, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Mehr unter www.klima-alltag.de

 

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