Menü image/svg+xml

Klimawandel und Biodiversität – neue Ausgabe »Ökologisches Wirtschaften«

Klimawandel und Biodiversitätsverlust: Zwei komplexe, miteinander verschränkte Krisen, die sich spürbar zuspitzen. In diesem Jahr waren die Monate Juli bis August weltweit so heiß wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Gleichzeitig liegt die Rate des Artensterbens heute hundertmal höher als der Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift »Ökologisches Wirtschaften« zeigt, warum sich beide Krisen nur gemeinsam lösen lassen. Bislang werden Klima- und Biodiversitätsschutz weitgehend in getrennten politischen Domänen behandelt, wie Alexandra Dehnhardt und Josef Settele in der Einleitung zum Schwerpunkt kritisieren. Das Heft zeigt Synergie- und Konfliktpotenziale sowie aktuelle politische Entwicklungen auf.

Mit integrativer Politik die Lebensgrundlagen erhalten

Klimawandel und Biodiversitätskrise sind nur gemeinsam zu bewältigen“, betonen Dehnhardt und Settele in ihrem vertiefenden Beitrag. Wie können die beiden Politikfelder besser zusammenarbeiten? Ein erster Schritt war der gemeinsame Workshop vom Weltbiodiversitätsrat IPBES und Weltklimarat IPCC 2020. Beide Gremien halten einen tiefgreifenden Wandel für nötig – etwa durch Entwicklungspfade wie Degrowth, Green Economy oder Nature Protection.

Aktuell fokussiert sich die internationale und nationale Biodiversitäts- und Klimapolitik auf sogenannte naturbasierte Lösungen. Diese Maßnahmen können einen relevanten Beitrag leisten, sollten aber nicht von der nötigen Transformation in anderen Sektoren ablenken, warnen Bettina Hedden-Dunkhorst et al.

Einen systemischen Pfadwechsel fordert auch Ulrich Petschow: Als Leitbild dafür schlägt er den Konvivialismus vor, der die Natur/Kultur-Dichotomie überwindet. Naturschutzgebiete auszuweiten reicht nicht: Um die Lebensgrundlagen zu erhalten, braucht es auch in „Nutzungsgebieten“ konviviale Bewirtschaftungsformen. Welche Wertvorstellungen wie „Nutzwert“ und „Selbstwert“ Mensch-Umwelt-Beziehungen prägen, diskutiert der Beitrag von Stefan Knauß. Mithilfe von „Rechten der Natur“ könnten indigene und lokale Werte besser integriert werden, so Knauß.

Klimaschutzmaßnahmen sollten Biodiversität mitdenken

Intakte Wälder und Moore sind wichtige CO2-Speicher und vielseitige Lebensräume. Hier können Klima- und Artenschutz Hand in Hand gehen. Tarin Karzai, Daniel Johnson und Jesko Hirschfeld stellen ökonomische Anreizinstrumente zur Renaturierung von Wäldern und Mooren vor. Fördermittel sollten nicht nur die Klimaschutzleistung honorieren, sondern auch den Biodiversitätsschutz, betonen die Wissenschaftler.

Doch es gibt auch Zielkonflikte zwischen Klima- und Biodiversitätsschutz: Der Tiefseebergbau soll Rohstoffe für klimafreundliche Technologien liefern. Ute Jacob und Dorothee Hodapp befürchten jedoch eine Zerstörung und Degradierung von Tiefseeökosystemen. Sie fordern einen Vorsorgeansatz und schildern Schwierigkeiten bei der Erarbeitung von Vorschriften.

Neue Anforderungen an Unternehmen

Auch Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, um Klima und Artenvielfalt zu schützten. Verschiedene Beiträge im Heft zeigen, wie sich die Rahmenbedingungen dafür derzeit weiterentwickeln. Burkhard Huckstein lenkt den Fokus auf ‚klimaneutrale‘ Unternehmen: Weil bisher verbindliche Kriterien fehlen, will die EU mit der Green Claims Directive für mehr Transparenz sorgen. Auch im Bereich Sustainable Finance arbeitet die EU an verbesserten Standards – hier sieht Markus Duscha jedoch noch offene Fragen.

Jana Deurer und Sofia Haas erläutern im Beitrag „How to Scope 3“, wie Unternehmen die neuen Anforderungen an die Bilanzierung von Scope‑3-Emissionen umsetzen können. Und Udo Kords gibt Anregungen, wie Betriebe sich intern neu aufstellen könnten, um Barrieren für Transformationsprozesse abzubauen.

Zur Online-Ausgabe von Ökologisches Wirtschaften 4/2023

Leseprobe:


~~~~~~~~~~~~~~

Neu im freien Online-Zugang: Ausgabe 4/2022: Kultur und Nachhaltigkeit

Kulturinstitutionen können Multiplikator*innen für Nachhaltigkeit auf lokaler und globaler Ebene sein, wie diese Ausgabe der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften betont. Als „dritte Orte“ mit engen gesellschaftlichen Verflechtungen könnten sie die Transformation zu Klimaschutz und zum „guten Leben“ unterstützen. Doch dafür muss die Kulturwirtschaft bereit sein, von dem reichen Erfahrungsschatz aus anderen Branchen zu lernen. Der Schwerpunkt des Heftes überträgt Instrumente aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs auf den Kultursektor und fragt, welche Chancen sich für den Kulturbetrieb ergeben.

Zum Inhaltsverzeichnis von Ökologisches Wirtschaften 4/2022

Hauptnavigation

Servicenavigation