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Leitfaden veröffentlicht: Bundesregierung stärkt nachhaltige Textilbeschaffung, setzt aber auf Freiwilligkeit

Deutschland gehört mit rund neun Prozent der globalen Bekleidungsimporte zu den wichtigsten Nachfragemärkten weltweit. 90 Prozent der Textilien werden dabei in Asien oder Afrika hergestellt, wo vielerorts prekäre Arbeitsbedingungen und der Einsatz giftiger Chemikalien noch immer Praxis sind. Die Bundesregierung hat am 5. Januar 2021 den „Leitfaden für eine nachhaltige Textilbeschaffung der Bundesverwaltung“ veröffentlicht und definiert damit erstmals klare soziale und ökologische Nachhaltigkeitskriterien entlang der gesamten Textil-Lieferkette. Damit erleichtert er Beschaffungsstellen des Bundes einen verantwortungsvollen Textileinkauf. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat den Bund in den letzten fünf Jahren bei der Erarbeitung der Grundlagen dieses Leitfadens wissenschaftlich beraten und verpflichtende Vorgaben für die textilen Lieferketten empfohlen. Der Leitfaden hingegen setzt auf Freiwilligkeit.

Entwicklungsminister Gerd Müller: „Nachhaltigkeit ist ein Wettbewerbsvorteil“

„Mit dem Leitfaden für eine nachhaltige Textilbeschaffung sendet die Bundesregierung ein klares Signal: Bei der öffentlichen Textilbeschaffung gelten ab jetzt klare Nachhaltigkeitskriterien – ob es um Polizeiuniformen oder Arztkittel geht. Der neue Leitfaden ist auch ein Signal an Unternehmen: Nachhaltigkeit ist ein Wettbewerbsvorteil“, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller.

Kür statt Pflicht? – Vorgaben im Leitfaden mit Empfehlungscharakter

IÖW-Wissenschaftlerin Ria Müller war an der Erstellung des Leitfadens beteiligt und hat zahlreiche Fachgespräche und Expert/innen-Workshops geleitet. „Diese Handreichung ist überfällig. Denn bereits 2020 sollte nach ursprünglichen Plänen die Hälfte der Textilien beim Bund nachhaltig eingekauft werden“, so die Textilexpertin. „Jetzt erhalten öffentliche Vergabestellen von Bundespolizei bis Zoll eine hilfreiche Orientierung. Ich gehe davon aus, dass auch Landesvergabestellen, Städte und Kommunen den Leitfaden gern nutzen.“

Ria Müller weist allerdings darauf hin, dass die Vorgaben im nun vorliegenden Leitfaden nur Empfehlungscharakter haben. „Wir hatten verpflichtende Standards formuliert, die es so nun nicht gibt. Damit sind nachhaltigere textile Lieferketten weiterhin auf Freiwilligkeit angewiesen. Hier muss nachgebessert werden“, fordert sie. Die Nachhaltigkeitskriterien selbst werden vom Textilbündnis – einem Zusammenschluss von Unternehmen und weiteren Akteuren der Textilbranche, deren Mitglieder gegenwärtig für etwa die Hälfte des Umsatzes im deutschen Textilmarkt stehen – anerkannt und empfohlen.“

Das IÖW hat im Ufoplan-Vorhaben „Wissenschaftliche Begleitung der Prozesse zur umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit die Beschaffungsmengen textiler Produkte auf Ebene des Bundes im Zeitraum von 2010 bis 2014 ermittelt und die größten Positionen identifiziert. Parallel wurden vom Öko-Institut und dem IÖW anerkannte Gütezeichen zur Zertifizierung ökologischer und sozial-verantwortlich hergestellter Bekleidungstextilien, Bettwaren & Bettwäsche und Matratzen gesichtet und auf dieser Grundlage in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt die ökologischen Produktanforderungen zur Integration in die Technische Leistungsbeschreibung öffentlicher Ausschreibungen definiert.

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