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Studie: Ein- und Zweifamilienhäuser nutzen Energieeinsparpotenziale nicht aus

Dass die energetische Sanierung des Wohngebäudebestandes erhebliche Energieeinsparpotenziale birgt, ist bekannt – und war dennoch bislang nicht hinreichend untersucht. Welche Einsparpotenziale bei Berücksichtigung bereits energetisch sanierter Ein- und Zweifamilienhäuser weiterhin brachliegen, haben Wissenschaftlerinnen des IÖW nun im Rahmen des Enef-Haus-Projekts analysiert und dazu den Bericht „Erschließbare Energieeinsparpotenziale im Ein- und Zweifamilienhausbestand“ vorgelegt.

Aus der Studie geht hervor, dass der Anteil der energetischen Sanierungsmaßnahmen nur etwa halb so hoch ist wie möglich – es besteht also ein Sanierungsstau. „Wenn in Zukunft im gleichen Schneckentempo wie in den letzten Jahren saniert wird, haben im Jahr 2020 immer noch weniger als 45 Prozent aller Fassaden von Ein- und Zweifamilienhäusern eine Dämmung erhalten“, resümiert Dr. Julika Weiß vom IÖW. „Würden die theoretischen Potenziale innerhalb der Sanierungszyklen ausgeschöpft, könnte der Anteil immerhin bei 60 Prozent liegen“, so die Wissenschaftlerin.

Die Studie zeigt jedoch auf, dass nach wie vor viele Sanierungen an Fassade und Dach ganz ohne Dämmmaßnahmen stattfinden. „Potenziale werden häufig schlicht vergeudet“, kommentiert Elisa Dunkelberg, Wissenschaftlerin am IÖW. „Auch in Hinblick auf moderne und sparsame Heizungssysteme werden die Möglichkeiten, die eine Sanierung bietet, bei Weitem nicht ausgeschöpft.“

Die Expertinnen haben errechnet, dass die theoretischen Einsparpotenziale im Ein- und Zweifamilienhausbestand insgesamt sehr hoch liegen: Bei einer Komplettsanierung aller Gebäudehüllen würde sich eine Reduktion des Primärenergiebedarfs um 174 Terawattstunden im Jahr ergeben – dies entspricht einer Reduktion aller CO2-Emissionen der Privathaushalte um mehr als 20 Prozent. Durch den Einsatz Erneuerbarer Energien kann sogar eine Reduktion um mehr als 30 Prozent erzielt werden. Drei Maßnahmen werden hierbei als prioritär für die Erschließung der Reduktionspotenziale angesehen: die Dämmung von Außenwänden, die Dämmung von Dächern sowie der Einbau von modernen Heizungen auf Basis regenerativer Energien.

Die Autorinnen mahnen an, sich nicht zu sehr auf einzelne Sanierungen mit extrem hohen Sanierungsstandards zu fokussieren, sondern eher in die Breite zu gehen. Besonders bei älteren Gebäuden (bis Baujahr 1968) seien sehr hohe Einsparpotenziale zu erzielen: Auf sie entfällt fast 75 Prozent des Reduktionspotenzials aller Ein- und Zweifamilienhäuser.

Die Ergebnisse der im Rahmen der Studie durchgeführten Wirtschaftlichkeitsanalyse zeigen auf, dass Maßnahmen an der Gebäudehülle in der Regel wirtschaftlich sind; die Dämmung von Dach und Außenwänden amortisiert sich bereits nach zehn bis zwölf Jahren. Bei einem Wechsel auf EE-Heizungssysteme ist die Amortisationsdauer aufgrund der höheren Investitionskosten länger.

Die Expertinnen schließen aus der Analyse, dass die energetischen Sanierungsraten  bei Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich gesteigert werden müssen, um klimapolitische Ziele zu erreichen. Eine anschließende Studie im Rahmen des „Enef-Haus“-Projektes wird deshalb der Frage nachgehen, wie das vorhandene politische Instrumentarium stärker auf die identifizierten Einsparpotenziale sowie die Anforderungen der Eigenheimbesitzer/innen ausgerichtet werden kann.

 

Weitere Information zum „Enef-Haus“-Projekt | Der Forschungsbericht zum Download (pdf)

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