Eine Schlüsselstrategie im Bestreben der Europäischen Union, eine „Energieunion“ zu schaffen, die nicht nur sauber, sondern auch fair ist, besteht darin, die Bürger zu befähigen, als Selbstverbraucher oder Prosumer aktiv am Energiemarkt teilzunehmen. Die Anzahl der Verbraucherinnen und Verbraucher, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien (EE) zu Prosumern werden, nimmt zwar stetig jedoch langsam zu. Zwei neue EU-Richtlinien sollen den Übergang zum Prosumer legitimieren und erleichtern. Es ist jedoch wenig über das gesamte Spektrum der Prosumer bekannt, an denen die Wirksamkeit der Politik gemessen werden kann. In neun EU-Ländern wurde daher eine Desktopstudie und eine Online-Umfrage durchgeführt, um die demografische Entwicklung, den Einsatz von Technologie, die Organisation, die Finanzierung und die Motivation sowie die als hinderlich und förderlich empfundenen Faktoren für kollektive Prosumer zu beleuchten. Der Artikel stellt interne und externe Hindernisse für die erfolgreiche Umsetzung von gemeinschaftlichem EE-Prosuming dar. Sie zeigen unter anderem ein Missverhältnis zwischen den politischen Maßnahmen und den Bedürfnissen der verschiedenen EE-Prosumertypen, potenzielle organisatorische Schwächen sowie langsame Fortschritte bei grundlegenden Reformen wie der Dezentralisierung der Energieinfrastrukturen. Die Ergebnisse bieten eine Basis und Empfehlungen für die Umsetzung von EU-Richtlinien in nationale Gesetze und nennen noch offene Fragestellungen für die zukünftige Forschung in den Bereichen Soziales, Governance, Politik, Technologie und Geschäftsmodelle.