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Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis: Status der Verlinkung zwischen naturwissenschaftlicher und sozio-ökonomischer Forschung

Die vorliegende Studie hat sich detailliert mit den wasserforschungsorientierten Förderinitiativen des BMBF auseinandergesetzt und diese hinsichtlich der sozio-ökonomischen Kompetenzen und des Praxistransfers qualitativ (und z.T. quantitativ) analysiert. In die Analyse wurden sechs Bekanntmachungen einbezogen und zwar: Sanierungskonzepte kleiner Fließgewässer, Elbe-Ökologie, Flusseinzugsgebietsmanagement, GLOWA, RIMAX und IWRM. Kursorisch sind die Untersuchungen auch auf Forschungsvorhaben eingegangen, die vom Umweltbundesamt (UBA), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der EU durchgeführt wurden.

Im Rahmen der Analyse wurde deutlich, dass die Bedeutung der sozioökonomischen Ansätze zugenommen hat. Neben ihrer Rolle in den Projekten haben sich auch die Aufgaben der Sozioökonomie über die analysierten Forschungsinitiativen hinweg gewandelt. Die Quantifizierung sozio-ökonomischer Mess- und Befragungsdaten und die Übertragung dieser Daten in agentenbasierte Modelle hat die Kopplung mit naturwissenschaftlichen Modellen ermöglicht und der sozio-ökonomischen Forschung neue Wege eröffnet. In den letzten Jahren hat sich somit das Spektrum sozio-ökonomischer Fragestellungen erweitert. Neben den rein ökonomischen haben auch politikwissenschaftliche, soziologische und rechtwissenschaftliche Forschungen an Bedeutung gewonnen. In diese Entwicklung sind auch kommunikations- und planungswissenschaftliche Arbeiten eingeschlossen. In der sozio-ökonomischen Forschung gibt es erst wenige Spezialisierungen mit Blick auf die wasserspezifische Expertise, auch bleiben die methodischen Zugänge wenig wasserspezifisch. Eine klare sozioökonomische Kompetenz, wie in der Klimaforschung durch eigene Modellentwicklungen geschehen, hat sich bis heute noch nicht herausgebildet.

Das Verhältnis von Forschung und Praxis hat sich als relativ großes Spannungsverhältnis dargestellt und wurde in den im Rahmen dieses Projekts durchgeführten Experteninterviews intensiv thematisiert. Der Interessenkonflikt stellt sich in dem Sinne dar, dass die Wissenschaft auf der einen Seite einen Erkenntnisgewinn anstrebt, den sie über die Erarbeitung innovativer, komplexer Methoden leistet. Im Gegensatz dazu strebt die Praxis eine Umsetzung von Methoden an, dabei sind komplexe, schwer umsetzbare Methoden ein Hinderungsgrund.

Im Hinblick auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Praxisumsetzung stellte sich auch die Frage nach der Einbindung von Behörden. Eine konkrete Aussage darüber, ob eine engere Einbindung der Behörden auch eine verbesserte Praxisumsetzung zur Folge hat, kann jedoch nicht getroffen werden. Behörden als Projektpartner einzubinden oder ihnen sogar die Projektleitung zu übertragen, scheint für den Praxistransfer am effektivsten zu sein. Hemmende Faktoren der Umsetzung können hingegen sein: fehlende Haushaltsmittel und Personalkapazitäten, fehlende Kompetenzen in den Behörden für die Umsetzung der Modelle oder entwickelte Maßnahmen sind (noch) nicht relevant für die Praxispartner. Letztlich lässt sich aus den Analysen folgern, dass in forschungsseitig ambitionierten Vorhaben der Transfer in die Praxis nur begrenzt gelingt. Dies liegt an der komplexen und integrierten Herangehensweise der Forschungsvorhaben, die eine Überführung in die Praxis nur begrenzt sinnhaft erscheinen lassen. Bei der Durchführung von Vorhaben, die praxisorientierte Ergebnisse liefern, scheint es angebracht zu sein, im Anschluss an die Projektphase eine Implementierungsphase anzuschließen.

Sozio-ökonomische Forschungen sind auf folgenden Gebieten weit vorangeschritten und wurden auch auf wasserwirtschaftliche Fragen hin spezifiziert: Analysen zu Verteilungswirkungen von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen, Instrumentarien der Nutzen-Kosten-Analysen und der Kosteneffektivitätsanalysen von Maßnahmen. Ein weiterer Fokus sozio-ökonomischer Arbeiten liegt immer auch auf den regionalwirtschaftlichen Effekten von Maßnahmen der Wasserwirtschaft, die sich auch in der Entwicklung und Optimierung von Methoden geäußert hat. Im Hinblick auf Untersuchungen zur Partizipation und Kommunikation, die an Bedeutung zugenommen haben, ist noch weiterer Entwicklungsbedarf vorhanden. Gleiches gilt für die integrative Betrachtungsweise, insbesondere bzgl. der räumlichen und zeitlichen Dimension der Wasserforschung ist Entwicklungspotenzial vorhanden.
Des Weiteren ist der Beitrag des Wassers zur Bereitstellung von Umweltdienstleistungen aus sozioökonomischer Sicht wenig erforscht und sollte weiterentwickelt werden. Ein bleibendes Problem ist auch die Aufnahme fundierter Daten für die sozio-ökonomische Analyse.

IÖW-Projektteam

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