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Deutsche Klimaanpassungspolitik nach Corona Lessons learned

Keine Krise gleicht der anderen. Trotzdem lassen sich aus dem kurzfristigen Corona-Krisenmanagement im ersten Halbjahr 2020 Lehren ziehen für den langfristigen Umgang mit den Folgen des Klimawandels – wie die Autorinnen anhand von zehn Beobachtungen zeigen.

Die Betroffenheit durch die Pandemie ist sozial sehr ungleich verteilt, was bei den politischen Maßnahmen zu wenig berücksichtigt wird. Auch gegenüber Klimawandelfolgen sind ärmere und ältere Menschen besonders verletzlich und benötigen mehr staatliche Unterstützung. Denn ihnen fehlen die Ressourcen, um sich vor Klimawandelfolgen effektiv selbst zu schützen. Häufig leiden sie an Vorerkrankungen, was sie für Hitzebelastung anfälliger macht. Zudem haben sie durch ihre Wohn- und Lebensverhältnisse eine erhöhte Exposition. Darüber hinaus hat die Covid-19-Pandemie gezeigt, dass der Betrieb von Krankenhäusern nach betriebswirtschaftlicher Logik früher vorhandene Reserven an Personal, Betten und Schutzmaterial wegrationalisiert hat. Auch die Klimawandelanpassung wird durch private Trägerschaft und Gewinnorientierung erschwert. Träger in den Bereichen Trinkwasser, Energie und Verkehr sind von Extremwetterereignissen betroffen, investieren jedoch viel zu selten in Vorsorge, die das Ausmaß möglicher Schäden stark reduzieren könnte.

In der Coronakrise wurde zudem der wissenschaftliche Suchprozess mit Irrtümern und Rückschlägen öffentlich gemacht. Die Wissenschaft zeigte sich vielstimmig und lernend. Auch wurde trotz der wissenschaftlichen Unsicherheiten politisch hart durchgegriffen. In der Klimawandelanpassung wird zu viel Aufmerksamkeit auf die wenigen verbleibenden Unsicherheiten gelegt, obwohl es eine solide wissenschaftliche Grundlage gibt. Viele Anpassungsmaßnahmen sind flexibel und wirken bei unterschiedlichen Klimafolgen, sodass politische Entscheidungsträger/innen auch bei Unsicherheit entschieden handeln können.

Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft sollten gemeinsam aushandeln, welche Prioritäten und Ziele wichtig für vorsorgendes Handeln sind. Nötig wäre vor allem eine stärkere Rolle des Bundes und der Parlamente, damit Klimawandelanpassung den politischen Stellenwert erlangt, den sie angesichts der klimatischen Entwicklung haben müsste. Neben entschlossenem Handeln im Klimaschutz sind Maßnahmen der Klimawandelanpassung als Teil einer Vorsorgestrategie erforderlich, um auf zukünftige Extremereignisse und schleichende Veränderungen besser vorbereitet zu sein und Krisensituationen zu vermeiden.

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