Ist es realistisch zu erwarten, dass Unternehmen postwachstumsorientiert handeln? Makroökonomische Theorien legen nahe, hierauf mit „eher nicht“ zu antworten. Der Grund: Die derzeitigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen setzen die falschen Anreize. Sie belohnen die Unternehmen, die soziale und ökologische Kosten externalisieren, energie- und ressourcenintensiv produzieren, Nachfrage künstlich forcieren sowie Finanzziele vor Sachziele setzen. Hierdurch stimulieren sie einseitig die Ausrichtung von Unternehmen auf Wachstum und hohen Ressourcenverbrauch und erschweren unternehmerische Beiträge für das Gemeinwohl. Und dennoch gibt es Unternehmen, die in einem solchen Maß nach ökologischen, sozialen und demokratischen Prinzipien agieren, dass sie als postwachstumsorientiert gelten können.
In dem Beitrag werden aus einer makroökonomischen und einer unternehmenspraktischen Betrachtung zentrale Ansatzpunkte hergeleitet, um die wirtschaftspolitische Rahmensetzung zu verändern: Die ökologischen Kosten des Unternehmenshandelns müssen konsequent internalisiert sowie Produktlebensdauer und Werbung deutlich stärker reguliert werden. Zudem müssen sowohl die Pflichten börsennotierter Unternehmen im Aktiengesetz um Gemeinwohlkriterien erweitert als auch die rechtlichen Möglichkeiten von postwachstums- und gemeinwohlorientierten Unternehmen, ihre Rechtsformen und Kooperationen zu gestalten, angepasst werden. Um die erforderlichen Veränderungen erfolgreich in die wirtschaftspolitischen Debatten einzubringen, sind Interessenkoalitionen und Bündnisse erforderlich.