Dr. Frieder Rubik
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49 6221-64916-6
frieder.rubik(at)ioew.de
Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49 30/884594-16
kommunikation(at)ioew.de
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung.
www.ioew.de | Newsletter | LinkedIn | Mastodon | Twitter
Pressemitteilung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Aktion zur App ToxFox in München, Foto: Alexandra Beier / Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND)
Unternehmen, die Produkte im Dialog mit der Kundschaft umweltfreundlicher gestalten, können Wettbewerbsvorteile erzielen
Apps wie „ToxFox“, „ReplacePlastic“ oder „Replace PalmOil“ bündeln Anregungen für nachhaltigere Inhaltsstoffe und Verpackungen
Eine Checkliste des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) hilft Unternehmen, Feedback der Kundschaft in die Produktentwicklung einzubinden
Berlin, 22. Juni 2023 – Ob ein Produkt Palmöl enthält oder in Einwegplastik verpackt ist, obliegt der unternehmerischen Freiheit. Doch immer mehr Kund*innen wünschen sich nachhaltige Produkte im Einkaufskorb. Mit Apps von Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen können sie Herstellern direkt Feedback geben. Unternehmen sollten dies als Chance betrachten, betonen Forschende vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Sie zeigen in einem vom Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Leitfaden, wie Unternehmen konstruktiv mit Verbraucher*innen-Apps umgehen können – um ihre Kommunikation zu verbessern und nachhaltige Trends frühzeitig aufzugreifen.
Drei verschiedene Feedback-Apps hat das IÖW im Forschungsprojekt SDGpro untersucht – „Replace PalmOil“, „ReplacePlastic“ und „ToxFox“ – anhand von Onlinebefragungen sowie Interviews und Workshops mit Unternehmen und App-Betreibern. Der Gefahrstoff-Check „ToxFox“ vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit über zwei Millionen Downloads die bekannteste der drei Apps. Verbraucher*innen scannen damit den Barcode etwa von Spielwaren oder Kosmetika und erhalten Informationen über verwendete Chemikalien. Falls gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthalten sind, können Nutzer*innen mit wenig Aufwand einen Verbesserungswunsch abschicken.
Unternehmen können Kritik für ihre Produktentwicklung nutzen
„Hersteller sollten die Apps von Umwelt- und Verbraucherorganisationen nicht als lästige Kritik missverstehen“, rät der Ökonom Frieder Rubik, Experte für nachhaltige Produktpolitik am IÖW. „Vielmehr können sie die Apps produktiv nutzen: Sie können den Kundendialog stärken und ihre Markterhebungen quasi kostenlos ergänzen, um Verschiebungen in der Nachfrage frühzeitig wahrzunehmen. Die gesammelten Änderungswünsche und das Fachwissen der App-Betreiber unterstützen Hersteller außerdem dabei, nachhaltige Trends in ihrer Branche zu setzen.“
Die Forschenden ermutigen Unternehmen, stärker mit den App-Betreibern zusammenzuarbeiten. Denn diese können mit ihrem Fachwissen und mit dem Draht zur Kundschaft dabei helfen, Produkte nachhaltiger und damit zukunftsorientierter zu gestalten. Neben Herstellern können auch Händler das Feedback nutzen: „Wenn eine starke Nachfrage nach Alternativen deutlich wird, bietet das eine gute Argumentationsbasis, um auch Lieferanten für nachhaltige Produktinnovationen zu sensibilisieren“, so Rubik.
Leitfaden für konstruktiven Umgang mit Feedback der Kundschaft
Mit dem Leitfaden „Nachhaltig innovativ durch Kundschaftsfeedback“ unterstützt das IÖW Unternehmen dabei, Apps optimal in interne Abläufe zu integrieren. Zunächst wird erklärt, wie die Apps funktionieren und wie sich zivilgesellschaftliche Organisationen damit für Umwelt- und Gesundheitsstandards einsetzen. Schritt für Schritt zeigen die Forschenden dann, wie Unternehmen die Apps zu ihrem Vorteil nutzen können.
„Um Verbesserungsvorschläge aufzugreifen und damit Trends für nachhaltige Produkte zu setzen, muss das Feedback die richtigen Abteilungen erreichen. Ein konstruktiver Umgang mit den Apps sollte daher Teil der Unternehmensstrategie sein“, empfiehlt Rubik. Er schlägt vor, eine Ansprechperson festzulegen, die mit den App-Betreibern im Austausch steht und den internen Prozess abteilungsübergreifend koordiniert.
Auch für den Kundenkontakt und die Außenwahrnehmung bieten die Apps Chancen: „Hersteller können selbst Informationen in die Apps einpflegen: Sie können begründen, warum sie bestimmte Materialien einsetzen und über Verbesserungen informieren“, so Rubik.
~~~~~~~~~~~~~~~~
Weiterführende Informationen: